An diesem Sonntag endet der schwedisch-dänische Thriller-Fünfteiler “Die Brücke - Transit in den Tod“ im ZDF-Spätprogramm

Früher, als alles noch klarer war auf der Krimi-Europakarte, war Großbritannien das reinste Paradies für Serienmörder und knifflige Schwerverbrecherrätsel. Das hat sich mittlerweile geändert, denn im hohen Norden ist auch gut morden, wobei der x-te Mankell-Aufguss längst niemanden mehr ans Wohnzimmersofa fesselt. Da muss schon härterer Stoff im Spiel sein. Stoff wie der, aus dem "Die Brücke" ist. Stoff, der härter, komplexer und besser ist, als es Til Schweiger als die nächste schlimme "Tatort"-Fehlbesetzung je sein wird.

Nach "Kommissarin Lund" und "Luther" hat das ZDF damit für anspruchsvollere Freunde des Genres einen weiteren finsterbösen Vielteiler auf den Premiumsendeplatz am späten Sonntag gesetzt. Einen Marathonfall, der mit einem Frauenleichenpuzzle auf der Öresund-Brücke zwischen Kopenhagen und Malmö sehr hübsch begann - der eine Teil lag in Schweden, der andere in Dänemark. Und eine der beiden halben Portionen, damit es ja nicht zu einfach ist, war jahrelang eingefroren gewesen.

Aus dieser Grundkonstellation entwickelte sich ein perfides Katz-und-Maus-Spiel zwischen den überforderten Ermittlern und einem Serienmörder, der viel Einfallsreichtum an den Tag legte. Etliche mussten in den vergangenen Wochen bereits dran glauben, einige gerieten in Verdacht. War es der vielleicht nur scheinbar unbeholfene Kollege des schleimigen Enthüllungsjournalisten, der dem Täter bereitwillig seine Schlagzeilen lieferte? Oder doch der Sozialarbeiter mit der Späthippiematte, der so harmlos tut, aber mit seinem Bügeleisen nicht nur seine Hemden plättet?

Zwei Einstiegsopfer, zwei Länder, also auch zwei Kommissare. Die aber so unterschiedlich, dass es ständig krachte. Auf der dänischen Seite ermittelte der stoffelige Familienvater Martin Rohde (Kim Bodnia), der sich trotz seiner Sterilisation, dem liebsten Smalltalk-Thema der Kollegen, vor Nachwuchs nicht retten kann. Seine sonderbarere Hälfte in Malmö ist eine Bilderbuchblondine, die alles andere als eine Klischeeverkörperung ablieferte.

Saga Noren (Sofia Helin) sagte mit sehr stoischem Blick entweder gar nichts oder immer nur das, was sie wirklich meinte. Beides war - während nie die Rede von Autismus oder Asperger war - angenehm gewöhnungsbedürftig und charmant. Noren trug immer die gleichen Sachen und wechselte höchstens die T-Shirts, im Großraumbüro allerdings. Schlief mit einem Kneipenaufriss, den sie Sekunden nach Gebrauch aus ihrem Bett vertrieb, fuhr einen schlammfarbenen Porsche und war auch sonst eigen.

Im Verlauf der letzten Wochenenden entwickelte das Durcheinander einen mächtigen Sog. Am letzten Sonntag zeichnete sich ab, wer der sadistische Kontrollfetischist sein könnte. An diesem Sonntag wird sich zeigen, ob er es ist. Und Wiederholungstäter können sich auf eine weitere Version der "Brücke"-Idee freuen, denn ausgerechnet in England soll in diesem Jahr eine britisch-französische Variante gedreht werden, die im Eurotunnel spielt. Das Böse ist also doch immer und überall.

"Die Brücke - Transit in den Tod" So, 22 Uhr, ZDF