Kammerspiele. Schlagartig wird es dunkel, dann gleißend hell. So hart und direkt trifft auch Jörg Gudzuhns Glanzsolo als "Der Heiler" das Publikum. Im Ensemble des Deutschen Theaters 23 Jahre lang ein Königsspieler, ist für Gudzuhn der Monolog von Oliver Bukowski im Doppelsinn ein Abschiedsstück. Er verlässt das Deutsche Theater und verabschiedet in der Rolle des Psychiaters Auftrag und Ethos dieser Zunft: Menschen für eine Gesellschaft zu therapieren, die sie krank gemacht habe und nach der Heilung nur wieder krank mache, sei Blindheit gegenüber der Realität. So klug und fachkundig hat schon lange kein Autor den Seelenklempnern die Leviten gelesen.

Prof. Dr. Dr. Matthes Grebenhoeve, vor eine Ethikkommission zitiert, weil er nackt neben einer toten Patientin gefunden wurde, wendet seine Verteidigungsrede in eine scharfsinnig pointierte Attacke gegen seine Ankläger um.

Gudzuhn spielt die Rhetorikkünste des geschulten Analytikers aus, skizziert komödiantisch die suizidale Klientel und meistert in Piet Dreschers Regie bravourös den Alleingang. Dessen Präsenz und Perfektion versetzen den Zuschauer in eine Art gespannte und heiter gestimmte Verzweiflung.

"Der Heiler" Fr 13.4. u. Sa 14.4., 20.00, So 15.4., 19.00, Kammerspiele (U Hallerstr.), Hartungstr. 9, Karten zu 17,- bis 35,- unter T. 0800-41 33 440