2050 ist das 1984 der Moderne, pflegte Großvater immer zu sagen. Und ich weiß gar nicht warum, aber es war sein größter Wunsch, 2050 noch zu erleben. Ein schwieriges Unterfangen, bedenkt man, dass er 1928 geboren worden ist. Damals stellte man sich das Heute ganz anders vor: Ufos, fliegende Häuser, Teleportation. Doch alles, was wir haben, sind Internet, Handys und Mikrowellen. Aber 2050, so Opa, geiht dat richtig los. Er war wie besessen davon. Trieb Sport, aß gesund, atmete frische Luft am offenen Fenster. Doch als 2000 das Alter dann auch vor ihm nicht haltmachte und deutlich seine Spuren hinterließ, da wusste auch er, dass es mit Bewegung allein nicht getan war. Immerhin lagen noch 50 Jahre vor ihm. Doch er war sicher, es zu schaffen. Intensiv bereitete er sich darauf vor. In seinem Zimmer hatte er allerlei Zeug und Maschinerie, von dem er glaubte, es könne ihm 2050 nützlich sein. Ständig kaufte er Alufolie, um sich daraus Anzüge zusammenzukleben, von denen er ernsthaft behauptete, so etwas würde man in der Zukunft tragen. Ganzkörperanzüge, die auch das Gesicht bedeckten und in denen man einfach nur herumlag und durch deren metallene Oberfläche das Leben empfing. Fernsehen, Kommunikation, Internet: alles drin.

"Alufolie ist die Zukunft, oder was?!", fragte Mutter.

Der Arzt fand bei Großvater nichts. Wir mussten es so hinnehmen. Aber leicht war es nicht. Vor allem als er mit der Idee des Einfrierens anfing. Ständig ließ er sich von Vater zu verschiedenen Elektrohändlern kutschieren, auf der Suche nach einer großen, bequemen Gefriertruhe. Die Zeit half ihm, mit jedem Tag wurde Opa kleiner. Ostern 2008 schließlich entfernte er das Tiefkühlgemüse aus unserer Gefriertruhe und legte sich nackt hinein. Tschüs, sagte er und schloss den Deckel. Seitdem brummt die Truhe vor Anstrengung.

Am 14. April gibt es im Planetarium Hamburg einen Vortrag über 2050, und wir überlegen, Großvater dafür kurz aufzutauen.