Die Staatsoper gratuliert in der Spielzeit 2012/13 vor allem einem Komponisten, würdigt aber auch die anderen Jubilare Verdi und Britten

Hamburg. Komponisten-Jubiläen sind das A und O vieler Spielplan-Gestalter (und hin und wieder auch die rettenden Oasen in der Wüste Einerlei). Wer einen großen runden Geburtstag zu feiern hat, gehört groß geehrt. An diese Maxime hält sich auch Hamburgs Generalmusikdirektorin Simone Young, die vor allem als eines bekannt ist: als bekennende Wagnerianerin.

In der nächsten Spielzeit wird Young ihre Leidenschaft im Orchestergraben großflächig ausleben können, denn zur Feier des 200. Geburtstags werden von Mitte Mai bis Anfang Juni 2013 die zehn Wagner-Hauptwerke aus dem Repertoire-Bestand in den Spielplan gebündelt; das ist ein Pfund, mit dem nur wenige Häuser wuchern können, zumal einige Inszenierungen als exemplarisch und zeitlos gut gelten.

Nicht auf dieser Liste ist allerdings der "Rienzi". Das ausufernde Frühwerk, für seine Problematik gefürchtet, findet im Januar 2013 lediglich konzertant statt, und das auch noch in der Laeiszhalle. Die Titelpartie singt der Hamburger "Ring"-Siegfried Christian Franz. Für dieses Stück seien ihr die Ressourcen des Hauses zu schade, erklärte Young. Dafür überwindet sie ihre inneren Widerstände gegen den von ihr als verunglückt empfundenen Schluss in Peter Konwitschnys "Meistersingern". Wagner verfallenen Dauergästen wird mit einer "WahnCard 200" Mengenrabatt für die wohligen Wonnen gewährt.

Auch bei den anderen Premieren der nächsten Saison bestimmte vor allem der Kalender die Auswahl: Das Verdi-Jubiläum wird mit einer neuen "Traviata"-Inszenierung von Johannes Erath gefeiert, die Titelpartie übernimmt Ailyn Pérez. Drittes Geburtstagskind ist Benjamin Britten, der 1913 geboren wurde. Er ist mit dem royalen Musikdrama "Gloriana" (Regie: Richard Jones) im Spielplan vertreten, einer Koproduktion mit Covent Garden in London, die Young selbst dirigiert.

An diesem Sonntag geht Youngs Eröffnungspremiere in Zürich über die Bühne: Borodins "Fürst Igor", die zweite Koproduktion der nächsten Saison. Dort wird sie von Vladimir Fedoseyev dirigiert, in Hamburg hat Young die musikalische Leitung; die Inszenierung stammt von David Pountney. Radikale Erneuerung soll die "Butterfly"-Inszenierung von Vincent Boussard bringen, die das fast 50 Jahre alte Vorgängermodell ablöst und als Extra-Schauwert Kostüme von Christian Lacroix verspricht. Es dirigiert Alexander Joel.

Wo drei Jubilare sind, ist auch noch Platz für einen vierten - erst recht, wenn es sich um John Neumeier handelt, der auf 40 Jahre Hamburg Ballett zurückblicken kann. Seine Spielzeit hat eine Premiere zu bieten, den "Onegin" in der Choreografie von John Cranko. Die Autoretrospektive des Ballett-Intendanten wird mit vier Wiederaufnahmen "Nijinsky-Epilog", eine Kombination aus "Le Pavillon d'Armide" und "Le Sacre", den "Shakespeare-Szenen", ein Szenen-Medley aus dessen Bearbeitungen, "Romeo und Julia", Neumeiers erstes Hamburger Handlungsballett und "Préludes CV", die Zusammenarbeit mit der Komponistin Lera Auerbach.

Für eine Fortsetzung der Barockoper-Aktivitäten in Zusammenarbeit mit den Festwochen Alter Musik in Innsbruck fand sich kein Platz mehr, die Kooperation soll in der übernächsten Spielzeit fortgesetzt werden. Es gibt aber nicht nur Pläne, sondern auch Probleme: Detlef Meierjohann, oberster Kaufmann des Hauses, erinnerte mahnend daran, dass die frisch erwirtschafteten zwei Millionen Euro Überschuss nicht einmal ausreichen, um die anstehenden Tariferhöhungen in Höhe von 2,6 Millionen Euro auszugleichen.