“Kochen nach Beaufort“ ist ein Rezeptebuch für Segler mit gutem Geschmack

Dosenfutter und Tütensuppe waren gestern - auch beim Segeln hat Essen mittlerweile mit Genuss und nicht nur mit Nahrungsaufnahme zu tun. Wer den ganzen Tag auf dem Wasser unterwegs ist, Segel trimmt, Manöver fährt und Dienst als Rudergänger hat, der hat eine wohlschmeckende und sättigende Stärkung verdient. Denn Seeluft macht Hunger. Diesen zu stillen, hat sich Claudia Seifert mit ihrem Buch "Kochen nach Beaufort" vorgenommen.

Die Autorin ist Seglerin und Köchin und sie weiß daher gut, was man an Bord kulinarisch zaubern kann. Natürlich gibt es in der Pantry nicht so viel Platz, Stauraum und Gerätschaften wie in der häuslichen Küche, aber auf den meisten Yachten finden sich mittlerweile ein zweiflammiger Herd mit Backofen und eine veritable Kühlbox, manchmal sogar mit Eisfach. Also sollte einem erlebnisreichen Törn auf einem stabilen Boot mit guter Crew und vor allem guter Küche nichts im Wege stehen.

Originell und lebensnah ist der Grundgedanke des Buches: Beim Segeln hat man oft nicht die Muße, aufwendig zu kochen. Und je stärker der Wind, desto unbequemer der Aufenthalt unter Deck. Außerdem wird dann auch eher jede Hand für Manöver an Deck gebraucht. Darum hat Claudia Seifert ihre einfachen, aber raffinierten Rezepte nach der Maßskala von Beaufort, einer Messeinheit von Windgeschwindigkeit, gegliedert: von der leichten Brise (Stärke 1-2) über mäßigen Wind (3-4), frische Brise (5-6) bis hin zu Stärke 7, wenn die Wellen schon ganz ordentlich sind. Bei noch mehr Wind vergeht einem auf See ohnehin der Appetit. Oder man bleibt gleich im Hafen und geht ins Restaurant.

So schlägt die Autorin bei ruhiger See gefüllte Hühnchenbrust mit Honig-Barbecue-Soße und Chicoree-Fenchelsalat vor. Bei bewegterem Wasser soll es noch für Maccheroni mit Zucchini, Chorizo und Tomaten reichen. Und wenn's dann richtig pfeift und schaukelt, gibt's den Gemüse-Kokos-Topf mit Basmati-Reis. Viele Rezepte haben Fisch als Hauptzutat, zahlreiche Gerichte schmecken auch Vegetariern, außerdem gibt es noch Vorschläge für Picknick-Leckereien.

Kleiner Wermutstropfen: Die Rezepte verzeichnen keine Kalorien-Angaben, und es ist nicht genau erfasst, für wie viele Personen die Mahlzeit reicht. Anhand der Mengenangaben in den Rezepturen kann man wohl von zwei Essern ausgehen.

Prima dagegen ist die Liste mit den Vorräten, die auf keinem Boot fehlen sollten, sowie das Register. Auch die Angaben über Zeit der Zubereitung sowie Anzahl der benötigten Kochplatten erleichtern die Planung.

Und schließlich tun die Fotos von Julia Hoersch ein übriges, machen Lust auf mehr und Meer. Stimmungsvoll und appetitlich hat die Fotografin die Speisen im maritimen Ambiente arrangiert. Beim Durchblättern läuft einem das Wasser im Munde zusammen - und ja, die Rezepte funktionieren auch im Winter in einer Einbauküche im dritten Stock. Vielleicht heult ja wenigstens der Wind ums Haus herum.

Claudia Seifert/Julia Hoersch: "Kochen nach Beaufort. Rezepte für jede Windstärke". Delius Klasing Verlag, 144 S., 19,90