Hamburg. Sie haben sich ein letztes Mal idealtypisch gerundet, die Hamburger Ostertöne. Gut 4200 Besucher hat das exquisite kleine Festival wieder angelockt - für Neue Musik ist das eine erfreuliche Auslastung.

Zahlreiche rote Fädchen spannen sich durch die vier Tage, in deren Mittelpunkt die Komponistin Isabel Mundry stand. Klaviermusik hieß einer von ihnen, ein anderer Metamorphosen oder, schlichter, Bearbeitung. Sie alle mündeten in das Abschlusskonzert, das die Philharmoniker Hamburg am Montag unter Simone Young in der Laeiszhalle bestritten.

Beeindruckend schon die in sich gekehrte Klanglichkeit von Bernd Alois Zimmermanns Orchesterskizzen "Stille und Umkehr" (1970). Der Reichtum dieser Musik, gleichsam eine Meditation über einen einzelnen Ton, erschloss sich nur dem, der aktiv zuhörte - und das waren einige; ein so aufmerksames Publikum wünschte man sich häufiger. Seelenverwandt wirkte Isabel Mundrys "Nocturno" für Solisten und Orchester aus dem Jahre 2006, dessen farbige, bildreiche Tonsprache das Orchester fein umsetzte.

Gegen diese zarten, verwischten Klänge nahm sich Georg Friedrich Haas' Bearbeitung einer Klaviersonate des russischen Exzentrikers Alexander Skrjabin von 1912/1913 geradezu robust strukturiert aus. So lautmalerisch Haas Skrjabins delirierende Klänge auch orchestriert hat, meinte man doch die Klavierstimme als zweite Tonspur mitzuhören.

Umgekehrt fiel es schwer, im Violinkonzert von Johannes Brahms die Geigenstimme aus dem Kopf zu eliminieren. Der kroatische Pianist Dejan Lazic spielte eine selbst geschriebene Fassung für Klavier. Stilistisch ist ihm das zweifellos gelungen, zwingend erschien das Experiment allerdings nicht. Das mag an der Wiedergabe liegen. Die Beteiligten lieferten ein überraschungsfreies, konventionell sämiges, in den Übergängen enervierend vorhersagbares Konzert ab. Ein Klavier macht eben nicht immer einen Frühling.