Die “German Open“ im Lustspielhaus boten spannende Spontan-Kunst

Hamburg. Erst ein Pilz auf dem Rasen brachte die Entscheidung. Als sich Frank Thomé in seiner Rolle als Fußballtrainer bückte, um ihn auf dem Boden zu zeigen, fiel nicht nur die Zwei-Euro-Münze von seiner Stirn, sondern auch die Entscheidung beim "Maestro", der Königsdisziplin im Rahmen der "10. German Impro Open".

Das fünftägige Theatersportfestival im Lustspielhaus hatte mit einer duellgleichen Szene seinen finalen Höhepunkt gefunden. Allein was Thomé, Mitglied der Hamburger Gruppe Hidden Shakespeare und am Ende "Maestro der Herzen", und sein Schützling Stefan Suhr aus der einzigen Publikumsvorgabe "Fußball" mit Fantasie und ohne jegliche Requisiten improvisierten, war ein kreativer, höchst spannender Spaß. Dass die Münze beim anfangs sehr defensiv agierenden Testkicker Suhr länger haften blieb - geschenkt. Genauso wie der Siegerpokal fürs Mitglied der Hamburger Gruppe Die Zuckerschweine.

Die acht beim "Maestro" beteiligten Schauspieler, sechs aus der Hansestadt und zwei von der Wiesbadener Gruppe Für Garderobe keine Haftung, agierten zwar für sich, die Zuschauer bewerteten jedoch jeweils die Szenen, an denen die ausgelosten Spontanspieler beteiligt waren. Ob das eine Vier-Personen-Szene im Finanzamt war, in der die Spieler bei Stichworten wie "Maserati" und "Werder Bremen" mitwirken oder wegtreten mussten, eine emotional berührende zweiminütige Küchenszene zwischen Mann und Frau nur mit dem Wort "Ute" oder das Minimusical "Das Krümelmonster reloaded" mit Unterstützung der Improkapelle Peter Huber und Markus Glossner: Fast drei Stunden lang zeigte sich, wie faszinierend und bereichernd Improtheater sein kann, wenn die Akteure sich mithilfe des Publikums gegenseitig inspirieren.

Thorsten Brand, Leiter des Ausrichters Steife Brise, agierte besonders trickreich: Als er das Märchen "Die kleine Meerjungfrau" solo spielen sollte, holte er spontan den elfjährigen Jakob auf die Bühne, der gekonnt alle Gegenstände verkörperte. Für Improvisationstheater-Nachwuchs ist in Hamburg also gesorgt, auch wenn es die "German Impro Open" in dieser Form künftig nicht mehr geben wird. Doch auch der Alltagsbetrieb der zwölf Hamburger Improgruppen bietet ja immer wieder neue Überraschungen.