Sänger und Gitarrist Stefan Stoppok gastiert mit unbequemen Liedern zwei Tage in Hamburg. Auftritte heute und morgen im Polittbüro.

Polittbüro. Eigentlich ist er ein Folkmusiker. Einer, der Songs schreibt und sich dazu auf der Gitarre begleitet. Doch Stefan Stoppok ist mehr als nur ein Liedermacher, der sich mit drei bis vier Strophen und einem Refrain zufriedengibt. Er ist ein Geschichtenerzähler. Manchmal kurz und prägnant, manchmal ausufernd, je nachdem wie komplex die Story ist.

Die Lieder des 56-Jährigen besitzen eine hohe literarische Qualität, insofern ist es naheliegend, dass Stoppok an diesem Osterwochenende im Polittbüro auftritt und nicht in einem der gängigen Rockklubs der Hansestadt. Obwohl er auch ins Grünspan oder ins Knust passen würde. Das Zuhören fällt allerdings leichter, wenn man diesen nachdenklichen, oft ins Satirische abdriftenden Alltagsgeschichten im Sitzen zuhören kann und nicht von Gläserklirren gestört wird.

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Eigentlich ist Stoppok Hamburger, zumindest wurde er hier am 21. Februar 1956 geboren. Doch aufgewachsen ist er im Ruhrgebiet, und das Leben unter Zechentürmen und zwischen tristen Arbeitersiedlungen hat ihn mehr geprägt als die hanseatische Herkunft. Mit zwölf Jahren bekam er seine erste Gitarre geschenkt, als Folkmusik aus den USA mit Persönlichkeiten wie Bob Dylan, Pete Seeger und Phil Ochs auch hierzulande populär wurde.

Mit 18 machte der Junge aus Essen sich auf und zog drei Jahre lang als Straßenmusiker kreuz und quer durch Europa. Damals war es noch möglich, als Tramper Tausende von Kilometern mit nur ein paar Mark in der Tasche zu reisen. Seine erste Platte nahm der junge Deutsche dann auch nicht in seiner Heimat, sondern im britischen Luton auf. Damals war er Mitglied der Stenderband, zu der auch Nigel Pedrum von der bekannten britischen Folkband Steeleye Span gehörte.

Seit 1982 hat Stefan Stoppok unter seinem prägnanten Nachnamen mehr als 20 Alben und DVDs veröffentlicht, doch die Chart-Erfolge hielten sich in Grenzen. Einen Top-Ten-Hit konnte er nie landen. Kritiker und Kollegen bescheinigen ihm, einer der herausragenden deutschen Songschreiber zu sein, aber von den Erfolgen eines Herbert Grönemeyer und eines Marius Müller-Westernhagen, beide ebenfalls zwischen Rhein und Ruhr groß geworden, ist er Lichtjahre entfernt.

Bis heute ist Stoppok ein Geheimtipp geblieben. Einer, der ein treues Publikum besitzt, das zu seinen Konzerten kommt und ihm ein bescheidenes Auskommen sichert, doch für eine große Karriere ist der Zug lange abgefahren. Vielleicht waren seine Songs dafür immer zu spröde. Hitparadenerfolge erzielt man wohl nur mit schlichten und plakativen Mitsing-Refrains. Aber Songs, in denen sich Pfefferminz auf Prinz reimt, waren nie Stoppoks Sache.

Der Sänger und Gitarrist dichtet in einer realistischen Sprache mit überraschenden Wendungen. "Mülldeponie" ist ein gutes Beispiel für seine Art des Schreibens. Aus der sarkastischen Beschreibung einer Müllhalde mit der Frage, ob wirklich jemand glaube, dass Mülltrennung die Welt retten könne, wird ein bitteres Trennungslied, das mit den Zeilen endet: "Der beißende Geruch stört das Idyll." Für eine heile Welt ist in Stoppoks Liedern kein Platz, er kritisiert eine gedankenlose Konsumwelt ("Scheiße am Schuh") und lotet die Schwierigkeiten in Beziehungen aus ("Aus dem Beton"). In Fernsehshows und Hitparaden kommt man mit solchen Liedern nicht.

Stoppok Sa/So 7./8.4., 20.00, Polittbüro (U/S Hauptbahnhof), Steindamm 45, Karten 20,-/15,-; Internet: www.stoppok.de