Hamburg. Ein Klavierton ist eine flüchtige Angelegenheit. Anders als gesungene oder gestrichene Töne verklingt er im Moment seines Anschlags - was das Ohr danach wahrnimmt, ist nur noch ein Nachschwingen, oft verstärkt durch übermäßigen Pedalgebrauch.

Wie also bringt man auf dem Instrument Klangflächen zustande? Bei der Aufführung des Brahms-Requiems zur Eröffnung der Hamburger Ostertöne in der Laeiszhalle behalfen sich die beiden Pianisten Elisabeth Leonskaja und Markus Hinterhäuser, die ein ganzes Orchester zu ersetzen hatten, mit diskreten Tonrepetitionen und Arpeggi, mit delikat abgemischten Farben und kunstvoll gewahrten gedanklichen Zusammenhängen. Zu Hilfe kam ihnen der straffe Duktus des Dirigenten Ivor Bolton. Der formte den Klang des NDR- Chors zu einem luziden, klar artikulierten und in seiner unsentimentalen Dringlichkeit ergreifenden Bekenntnis.

Vorbildlich textverständlich sang der Chor. Zwar geriet manches eine Spur zu tief, und die Höhen klangen angestrengt. Aber der Botschaft tat das keinen Abbruch. Großer Jubel.