Dan Mangans Album “Oh Fortune“ ist das beste Singer-Songwriterwerk der jüngeren Vergangenheit. Am 9. April tritt er im Uebel & Gefährlich auf.

Hamburg. Warum einer wie der Kanadier Dan Mangan zur Klampfe greift und schöne Lieder schreibt?

Weil er es kann.

Und zwar richtig gut. Dan Mangans drittes Album "Oh Fortune" erschien im vergangenen Herbst und ist das beste Singer-Songwriterwerk der jüngeren Vergangenheit, das keiner kennt. Dan Mangan ist so unbekannt wie nur irgendwer, und das ist natürlich unverdient: Er beherrscht sein Handwerk. "What is this sorrow", singt er in einem der Songs, da gibt er den verwirrten Schmerzensmann, der seinen Lebenskompass mal gerade nicht zur Hand hat: Wo bin ich hier eigentlich? Wo ist die Show heute Abend? Wo ging's hin mit mir? Wie spät ist es? Es ist ganz herrlich, dieses Lied. Es heißt "Jeopardy". Zu Deutsch: "Wagnis". Dan Mangan ist ein nachdenklicher Mensch, er schreibt tiefsinnige Lieder.

Die mangelnde Orientierung des Subjekts ist ein Evergreen unter den Songschreibern, in einer inhaltlichen Engführung der Textzeilen ("Where's the show tonight?/And who's on?/Did I see them in Houston?/What year was that?") könnte man allerdings auch die Frage nach der Berufswahl stellen: Es gibt doch schon so unendlich viele Bands und Sänger und Musiker.

Einer mehr oder weniger, kommt es darauf wirklich an? Und wenn ja: Was mache ich, um mich von den anderen zu unterscheiden? Muss ich ein Hasenkostüm als Distinktionsmerkmal tragen? Das schon mal nicht: Dan Mangan, 1983 in British Columbia geboren, wohnhaft in Vancouver, mag - siehe Foto - Katzen, nicht Hasen.

Dan Mangans Lieder leuchten, sie stechen heraus der Masse an Songs

Und Bläser. Wo wir bei Mangans Sound sind, der eben nicht dem 08/15-Songwriterschema entspricht. Im bereits genannten "Jeopardy" finden wir den ganzen, prachtvollen Mangan: kräftiger Gesang, mal hoch, mal tief, getragener Angang, ziemlich ekstatisches Finale. Am Ende delirieren E-Gitarren und Trompeten. Das macht ganz schön was her.

Das letzte Stück korrespondiert mit dem ersten im Übrigen aufs Schönste: "About As Helpful As You Can Be Without Being Any Help At All" geht mit irrlichternden Streichern los, und dann schwoft Mangans markante Stimme gleich mal zu einem Walzer. Schon hier, im allerersten Stück, zeigt er, wes Geistes Kind er ist: Alles verändert sich, wie leicht man das vergisst. Er ist verloren auf dem kleinen Boot im weiten Ozean, fühlt sich dabei aber bumsfidel. Er zündet sich einfach selbst an: "I lit up like a match/cause I bled gasoline/made a torch of myself/till the moon was mine/stars made of me/Oh I lit up that sky."

Da leuchtet er dann, der Himmel über dem Meer. Mangans Lieder leuchten auch, weswegen an dieser Stelle für alle die, die es noch nicht begriffen haben, laut und weithin vernehmlich hinausposaunt sei: Mr. Mangan sticht aus der Menge der Singer-Songwriter heraus. Er ist kein Ryan Adams, kein Bill Callahan und kein Will Oldham, nein: das nicht. Aber besser als Marcus Mumford ist Mangan allemal.

Mit den Mumford & Sons, den immens erfolgreichen englischen Neo-Folkern, ist Mangan durchaus schon verglichen worden, vor allem im vergangenen Jahr. Nicht ganz zu Unrecht, die Anleihen beim Indierock finden sich in vielen Songs des Kanadiers (etwa in "Rows of Houses"), die stellenweise sehr muskulös sind.

Und dann wieder sehr ruhig: Hamburger konnten sich von der Dynamik der Musiker aus Übersee bereits im Jahr 2010 auf dem Reeperbahn-Festival überzeugen, auf dem Mangan mit seiner Band auftrat. Wird langsam Zeit, dass der Junge bekannter wird, berühmt und reich.

Dan Mangan Mo 9.4., 20.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstr. 66. Tickets 17,20 im Vvk; www.danmanganmusic.com