In der absurden Komödie “Iron Sky“ wird konsequent an der Logik gespart

Das ganze Weltall ist herrenmenschenleer. Das ganze Weltall? Nein, denn auf der dunklen, eigentlich eher der braunen Seite des Mondes haben sich einige Kompanien Nazis ein Refugium in Hakenkreuzform gebastelt. Von dieser Mondbasis Adolf aus wollen sie im Jahr 2018 unter der Knute ihres geliebten Führers Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier) die Welt zurückerobern und vom Übel der Demokratie befreien. Kleinere Probleme wie jenes, dass ihre Raumflotte gerade keinen passenden Antrieb hat, ignorieren sie. Endsieg dauert nun mal, und das Dritte Reich ist ja auch nicht an einem Tag versemmelt worden.

Dummerweise will die US-Präsidentin (alle Ähnlichkeiten mit Sarah Palin sind garantiert beabsichtigt) gerade in diesem Moment ihrer Wiederwahl mit einer "Yes, I can!"-Mondmission etwas PR-Schub verpassen, und die Astronauten landen praktisch in der guten Stube der Nazis, die schon seit Jahrzehnten hinter dem Mond leben.

Einer der Erdlinge wird auch gleich von ihnen über den Haufen geballert, der andere, ein Schwarzer, wird ins Reich der Finsternis verschleppt, in dem sein Smartphone sich als ideales Antriebsmaschinchen für die antiken Bord-Rechner des Raum-Zeppelins "Götterdämmerung" entpuppt. Da auch im Vierten Reich nicht anders sein kann, was nicht anders sein darf, wird der Afroamerikaner albinisiert und nach einer Gehirnwäsche, bleichblond wie Heino, in eine Pimpf-Uniform gesteckt. Und weil der Smartphone-Akku im entscheidenden Moment schwächelt, saust der Bilderbuch-Nazi Klaus Adler (Ex-Bond-Bösewicht Götz Otto) hinab auf die Erde, Nachschub organisieren.

So weit, so wahnsinnig. Der Rest soll nicht verraten werden. Nur so viel: Von jeder Art politischer Korrektheit Welten entfernt, ist "Iron Sky" ein völlig beklopptes Machwerk, in dem man sich nach Herzenslust weit unter Niveau amüsieren kann. Die Macher sind filmverrückte Finnen, die hier jedem einen mitgeben, die Genregeschichte zitieren und veralbern, dass es nur so kracht. Geübt für die Kino-Leinwand hat Timo Vuorensola mit seinen "Star Wreck"-Internet-Videos, an "Iron Sky" hat er fast sechs Jahre lang gearbeitet.

Zwei Genres für den Preis von einem, das ist schon immer ein Markenzeichen von B- bis F-Filmen gewesen: Frankensteins Monster legte sich mit dem Werwolf an, Godzilla trampelte auf Außerirdischen herum. Cineastische Leckerbissen wie "They Saved Hitler's Brain" oder "Ilsa - She Wolf of the SS" dürfen in keiner Absurditäten-Sammlung fehlen. Vor einigen Jahren ließ "Dead Snow" blutrünstige Zombie-Nazis auf norwegische Medizinstudenten in Schneehütten los, und bei "Cowboys & Aliens" mischten sogar die A-Stars Harrison Ford und Daniel Craig mit.

Aufsehen hat "Iron Sky" in der Branche erregt, weil er nicht mit den üblichen Methoden finanziert wurde. Mit einer Crowdfunding-Spendenaktion übers Internet und reichlich Social-Media-Propaganda kamen viele Vorschusslorbeeren von erwartungsfrohen Fans und ein Teil der 7,5 Millionen Euro Produktionskosten zusammen; erstaunlich wenig, denn der Film, der bei der Berlinale zu den Abräumern bei der Publikumsgunst gehörte, sieht mit seinen opulenten Weltraumschlachten deutlich teurer aus. Dafür wurde, wie es sich für Trash-Filme gehört, umso konsequenter an der Logik gespart.

Auch bei den Schauspielern ist weniger weniger gewesen. Niemand wird hier oscarreifes Mimentum erwarten dürfen, dennoch gibt es schöne Momente, in denen man merkt, wie viel Spaß es allen macht, knietief durch Klischees und Fettnäpfchen zu marschieren. Otto ist ein dermaßen dumpfer Nazi, dass es vom polierten Stiefelschaft bis zum mahlenden Kieferknochen eine Pracht ist. Seine Verlobte, von Julia Dietze vor allem verkörpert, verwandelt sich von der blonden Napola-Gretel zur waffenscheinpflichtigen Blondine in knallengem Leder.

Regisseur Vuorensola ist zwar kein Tarantino, doch er schafft es, sich mit hübsch inszenierten Gewalteskapaden vor dem Meister zu verbeugen.

"Verbeugung" wäre als Umschreibung für den Soundtrack allerdings mächtig untertrieben: Die slowenische Pathos-Rockgruppe Laibach hat Wagners Werkkatalog so gründlich geplündert, dass kaum ein Leitmotiv aus dem "Ring" unkopiert bleibt. Wenn schon schummeln, dann auch richtig.

Bewertung: empfehlenswert

"Iron Sky" Finnland/Deutschland/Australien 2011, 93 Min., ab 12 J., R: Timo Vuorensola, D: Julia Dietze, Götz Otto, Udo Kier, täglich im Abaton (OmU), Cinemaxx Dammtor/Harburg, Streit's (OF), UCI Othmarschen Park/Smart-City, Zeise; www.ironsky.net + www.starwreck.com