Altmeister István Szabó inszenierte das packende Drama “Hinter der Tür“ mit Helen Mirren und Martina Gedeck

Die Adjektive reichen nicht aus, um den Charakter dieser Frau angemessen zu beschreiben: eigenwillig und schroff, zurückweisend und unfreundlich, respektlos und stolz, streng und rätselhaft. Dann überraschend fürsorglich und lebensklug. Helen Mirren spielt diese Emerenc, und wie sie der Haushälterin die Aura ihrer anderen starken Frauenrollen (von der "Queen" bis zum "Russischen Sommer") überstülpt, das ist das eigentliche Ereignis dieses Films. Doch dieses Ereignis wäre nicht möglich ohne Martina Gedeck als Schriftstellerin Magda, die in einer Mischung aus Geduld und Ratlosigkeit auf diesen schwierigen Charakter reagiert. Im Ungarn der 60er-Jahre hat Magda, die mit ihrem Mann Tibor (Károly Eperjes) aufs Land gezogen ist, Emerenc eingestellt. Es entspinnt sich ein Psychoduell, bei dem es eine sichtbare Grenze gibt: Emerenc lässt niemanden in ihr Haus. "Hinter der Tür" lauern Geschichten und Geheimnisse, Traumata und Schmerz, und Magda ist entschlossen, das Geheimnis zu lüften.

Ungarns Altmeister István Szabó ("Mephisto") inszenierte nach dem 1987 erschienenen Roman von Magda Szabó - sie schreibt vor allem über die Verkrustungen der ungarischen Mittelschicht - ein packendes Drama, das vor allem durch seine Hauptdarstellerinnen besticht. Dahinter verblassen die stilistischen Mittel: Der Retro-Charme der Ausstattung kommt ein wenig bieder daher, die ständigen Großaufnahmen der Darsteller verweisen auf das Fernsehen als Koproduzenten. Der eigentlichen Tragik der Emerenc wird der Regisseur so nicht gerecht.

Bewertung: annehmbar

"Hinter der Tür" Ungarn/D 2011, 97 Min., ab 12 J., R: István Szabó, D: Helen Mirren, Martina Gedeck, Károly Eperjes, täglich im Passage; www.hinter-der-tuer.de