Der Porträtfilm “The Lady“ zieht sich in die Länge

Manche Leben sind prädestiniert für ein Biopic. Auch wenn die Menschen noch in voller Blüte stehen. Die Gefahr, dass die Realität die Fiktion überholt, will Regisseur Luc Besson von vornherein umgehen, indem er das Privatleben der birmanischen Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in den Mittelpunkt seines Streifens "The Lady - Ein geteiltes Herz" rückt.

Für den Film erweist sich dieser Kunstgriff als weniger glücklich. Als Kind wird Aung San Suu Kyi drastischpolitisiert, als ihr Vater Aung San, Gründer der kommunistischen Partei von Birma, im Jahr 1947 ermordet wird. Jahre später, Ende der 80er, ist Suu Kyi Ehefrau eines Literaturwissenschaftlers (gespielt von David Thewlis), hat zwei entzückende Söhne und lebt in Oxford. Doch die Mutter ist krank, und Suu Kyi reist zurück in die Heimat, in der sie schnell zu einer Identifikationsfigur und Hoffnungsträgerin der Demokratiebewegung wird. Bald schon droht der Dissidentin Hausarrest mit gravierenden Folgen für ihr Familienleben.

In Gestik, Statur, Bewegung bis hin zum scheuen Lächeln lehnt sich Michelle Yeoh mit einem Höchstwillen an Authentizität an die Rolle der Freiheitskämpferin an. Dem gebührt Respekt. Die Fokussierung auf die Beziehung zu ihrem duldsam ihre Karriere hinnehmenden Ehegatten blendet allerdings wichtige politische Bewegungen aus. Die handstreichartige Art und Weise, wie sie von den Birmanern zur politischen Arbeit gedrängt wird, erscheint unrealistisch. Vor allem aber bleiben viele Facetten der Persönlichkeit dieser erstaunlichen Frau unbeleuchtet.

Wir sehen ihr über weite Strecken dabei zu, wie sie mit Willensstärke im Herzen versucht, die Einsamkeit des Hausarrestes zu überstehen, bei der auch der Zuschauer angesichts der Überlänge ein wenig mitleidet. Aung San Suu Kyi wurde 2010 vom Hausarrest befreit und zieht nach einem fulminanten Wahlsieg ins Parlament ein. Höchste Zeit für diesen Film.

Bewertung: annehmbar

"The Lady - Ein geteiltes Herz" F/GB 2011, 135 Minuten, ab 12 Jahren, R: Luc Besson, D: Michelle Yeoh, David Thewlis, Jonathan Woodhouse, täglich im Passage, UCI Mundsburg; www.thelady-film.de