Mit seiner Doku “Versicherungsvertreter“ liefert Regisseur Klaus Stern Einblicke in die Welt des von Gier verblendeten Turbo-Kapitalismus.

"Wer seine Grenzen nicht kennt, hat auch keine", sagt Mehmet Göker. Da ist er noch obenauf, beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter und verdient Millionen mit dem Verkauf privater Krankenversicherungen. MEG heißt seine Firma, deren leitende Angestellte Göker wie einen Heilsbringer verehren, ihm in bizarren Ritualen ewige Treue schwören und bei guten Abschlüssen schon mal mit einer Luxus-Shopping-Reise nach New York belohnt werden. Ein Jahr später ist die Blase geplatzt, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Insolvenzverschleppung, Untreue und unlauterem Wettbewerb, doch Göker hat schon wieder neue Pläne ...

Mit seiner Doku "Versicherungsvertreter" liefert Regisseur Klaus Stern Einblicke in die Welt des von Gier verblendeten Turbo-Kapitalismus, die sich auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik bewegen. Erstaunlich, wie dezidiert Göker hier aus dem Nähkästchen plaudert - natürlich ohne sich je selbst zu belasten. Ist Sterns Film zu wenig distanziert und auf den charismatischen Ex-MEG-Chef fixiert? Kann man so sehen, aber dieses Opfer musste für die gezeigten Innenansichten wohl gebracht werden.

Bewertung: annehmbar

"Versicherungsvertreter" D 2012, 79 Minuten, o. A., R: Klaus Stern, Do + Mo im Metropolis; www.realfictionfilme.de