Eine Glosse von Alexander Josefowicz

Vor ziemlich genau 100 Jahren ist die "Titanic" untergegangen. Mutmaßlich in Farbe, mutmaßlich in 3-D. Und seitdem sinkt sie immer und immer und immer wieder. Auf der Leinwand und dem Fernsehschirm. Erst in Schwarz-Weiß, später in Technicolor und ab heute auch in der dritten Dimension. James Camerons Liebesdrama auf dem Dampfer war schon bei der Jungfernfahrt 1997 ein Überhit. Die geringe Geldmenge, die ihm noch fehlt, um Kahn und Eisberg in Originalgröße aus Münzen und Scheinen nachzubauen, wird die 3-D-Version mit ziemlicher Sicherheit in seine Kasse spülen.

Und wenn Camerons Finanzplan funktioniert, dann sind alle Schotten offen. Überall wird eifrig in den Archiven gewühlt werden, auf der Suche nach mehr oder minder eingestaubten Streifen, denen man mit moderner Technik zu neuem Glanz verhelfen kann. Naheliegend sind natürlich andere verfilmte Schiffbrüche wie "Der Sturm" oder "Die Höllenfahrt der Poseidon". Doch beim aus der Leinwand schwappenden kühlen Nass wird es nicht bleiben. Getreu der Devise, dass alles, was technisch möglich ist, früher oder später auch durchgeführt wird, stehen uns irgendwann "Casablanca", "Vom Winde verweht" und "Citizen Kane" dreidimensional generalüberholt ins Haus.

Doch bevor man sich an die Entweihung jahrzehntealter Klassiker macht, gibt es ein viel dringlicheres Projekt: Das Gesamtœuvre von Til Schweiger ist so schnell wie möglich in 3-D-Versionen zu überführen. Das dürfte die wohl einzige Chance sein, Schauspieler-Darsteller Schweiger zumindest einen Anschein von Tiefgang zu geben.