Der Hamburger Regisseur Friedemann Fromm hat einen Film übers Altwerden gedreht

Man bekommt wirklich keine Lust aufs Altern, wenn man den Fernsehfilm des Hamburger Regisseurs Friedemann Fromm sieht. "Komm, schöner Tod" erzählt - im Berlin einer nahen Zukunft - vom Zusammenleben mit einem Pflegebedürftigen, der es nicht mehr allein auf die Toilette schafft. Von dementen Menschen, die auf der Straße umherirren, von mobilen Einsatzkommandos aufgegriffen und in ihre Heime zurückgebracht werden. Er erzählt von einem dysfunktionalen Pflegesystem und vom Tod, mit dem eine Menge Geld zu verdienen ist. Man glaubt es kaum, aber "Komm, schöner Tod" ist ein überraschend unterhaltsamer Film geworden.

"Ich wollte bewusst einen Film machen, der auch heiter ist", sagt Friedemann Fromm, der in "Komm, schöner Tod" den Roman "Die Erlöser AG" verfilmt hat - mit Stars wie Herbert Knaup, Anna Loos, Leslie Malton. Trotzdem schob ZDF-Chefredakteur Peter Frey den ursprünglich für 20.15 Uhr geplanten Film ins Spätprogramm - zum Ärger von Produzentin Regina Ziegler, versteht sich. Fromm gibt sich diesbezüglich erstaunlich gelassen, bedauerlich findet er die Entscheidung selbstredend: "Der Sender hätte von einer 20.15-Uhr-Darstellung profitiert, davon bin ich überzeugt. Dieses Thema aufzugreifen, sich nach vorne zu setzen hätte dem Sender in der Wahrnehmung genützt", sagt er. Und: "Ich halte den Film für absolut 20.15-Uhr-tauglich. Hätte man gewusst, dass er so spät laufen wird, hätte man ihn ganz anders erzählen können, viel härter. Dann hätte ich Themen wie Gewalt gegen alte Menschen oder Prostitution im Altenheim nicht außen vor gelassen."

Poetischer, weniger journalistisch als die Buchvorlage kommt sein Werk daher. Dennoch breitet sich im Zuschauer ein Unwohlsein aus beim Sehen, ein schales Gefühl, weil die letzten privaten Dinge zur Schau gestellt werden: Alter muss bekämpft werden, Schönheit um jeden Preis. Und mit dem Tod lässt sich eine Menge Geld verdienen - Sterben 4.0 sozusagen. "Für mich ist das kein Film über Sterbehilfe. Es ist ein Film über Altwerden und Sterben mit Würde, Liebe und Respekt - was hierzulande sehr, sehr schwer ist", sagt Fromm.

Zynisch ist "Komm, schöner Tod" nur in Gestalt des Unternehmers Sebastian von Werding (Dietrich Hollinderbäumer), der sein Geschäftsmodell mit dem Slogan "Freiheit bis in den Tod" bewirbt: Jeder darf sich sein Todespaket bei ihm zusammenstellen - gegen Bares natürlich. Anna Loos spielt die gänzlich anders gepolte Tochter, die sich im Altengetto aufreibt; Leslie Malton die silikonbefüllte Geliebte im Jugendwahn. Herbert Knaup schließlich gibt den desillusionierten, alkoholkranken Journalisten, der seinen demenzkranken Vater pflegt. Friedemann Fromm hat einen Film gedreht, der hinterfragt und entzaubert. Spät einschalten lohnt sich.

"Komm, schöner Tod", Donnerstag, 22.15 Uhr, ZDF