Am Sonnabend beginnt zum 24. Mal der dreitägige Oster-Hit-Marathon von Radio Hamburg. Die Songliste steht Donnerstag im Abendblatt.

Hamburg. Die Bundeshauptstadt hieß Bonn und der Bundeskanzler Helmut Kohl. In der DDR hatte Erich Honecker das Sagen. In Berlin bereiteten ein paar Raver die allererste Loveparade vor. Und in Hamburg dachten zwei Volontäre angestrengt darüber nach, was ihr Sender zum 800. Hafengeburtstag auf die Beine stellen sollte, der Anfang Mai 1989 anstand. Die beiden verfielen auf eine Hitparade im XXL-Format: Die Hörer ihres Senders Radio Hamburg sollten die Top-800-Hits der Stadt wählen, also für jedes Lebensjahr des Hafens einen Song. Da es Anfang Mai für ein solches Mammut-Format aber keinen Sendeplatz gab, verlegte es der Sender kurzerhand auf die Osterfeiertage: Der mittlerweile häufig kopierte Oster-Hit-Marathon von Radio Hamburg war geboren.

Anfangs war keinem der Beteiligten so richtig klar, worauf sie sich da eigentlich eingelassen hatten. Denn 800 Hits hintereinanderweg gesendet bedeuteten 65 Stunden Moderation am Stück. Vom fest angestellten Stammpersonal stand aber niemandem der Sinn nach einem Arbeitsmarathon zu Ostern. Sie glaubten ohnehin nicht an den Erfolg des neuen Formats. So also mussten Marzel Becker und Stefan Heller, so hießen die beiden Volontäre, selbst ran. Dass schon nach ein paar Stunden die ersten Schaulustigen mit Campingstühlen vor dem damaligen gläsernen Radio-Hamburg-Studio am Speersort aufkreuzten, wunderte die beiden. "Die wollten sehen, wer von uns als Erster umkippt", weiß Becker heute.

Den Gefallen taten die Volontäre trotz größter Müdigkeit ihrem Publikum nicht. Am Ostermontag hatte sich bereits eine riesengroße Menschenmenge vor dem Studio versammelt. "Als unsere Chefs im Verkehrsfunk hörten, dass die Polizei den Speersort sperren musste, wussten sie, dass der Oster-Hit-Marathon ein Erfolg war", sagt Becker. Als Dank bekam jeder der beiden eine Prämie von 800 Mark. Und der großen Hörfunkkarriere stand auch nichts mehr im Wege: Becker ist heute Geschäftsführer von Radio Hamburg, Heller Station Manager von Klassik Radio.

Am Erfolgsrezept hat sich seit 1989 nur wenig geändert: Jedes Jahr kommt ein weiterer Hit hinzu, weil auch der Hafen älter wird, dessen Geburtstag Anlass für die Erfindung des Hit-Marathons war. Diesmal werden 823 Songs gespielt. Die Hits wählen nach wie vor die Radio-Hamburg-Hörer. Die Titel der Plätze 823 bis 21 werden Donnerstag exklusiv im Abendblatt veröffentlicht. Die Top Twenty bleiben geheim, werden erst beim Finale am Ostermontag von Birgit Hahn und Horst bekannt gegeben, die zum vierten Mal in Folge den Oster-Hit-Marathon moderieren.

Am letzten Tag des Radio-Spektakels werden auf einer Bühne am Mönckebergbrunnen Bands spielen. Vergangenes Jahr feierten dort 25 000 Menschen eine riesige Party. Die große Frage ist, ob diesmal wie in den Vorjahren auch Lotto King Karl kommt. Sein Song "Hamburg, meine Perle" landet regelmäßig in den Top Twenty. Seit Radio Hamburg aber eine Zweitliga-Version der HSV-Hymne brachte, ist Lotto auf den Sender ernsthaft sauer.