Eine Million Euro ist der Filmförderung Hamburg der neue Animationsfilm in 3-D “Uuups! Noah ist weg“ wert - der Film entsteht zurzeit in Altona.

Das kleine igelähnliche Tier mit dem Vogelschnabel, dem langen Schwanz und den farbenfrohen Federn bricht durch die quietschbunte Böschung auf den Strand und ist entsetzt. Das Boot, das vor Kurzem noch da lag, ist gerade unter lautem Motorengedröhn Richtung Horizont verschwunden. Es war die erstaunlich stark motorisierte Arche. "Noah ist weg. Was sollen wir nur tun?", heult das Tier verzweifelt. Da meldet sich eine Stimme aus dem Off: "Also, solange wir nicht finanziert sind, machen wir gar nichts. Wie viel brauchen wir? Eine Million?" "Sechs Millionen", fordert das Tier und wackelt aus dem Bild.

Mit diesem kleinen Trailer, der einen Vorgeschmack auf den späteren Film liefert, haben sich die Hamburger Ulysses Filmproduktion und Studio Rakete um Geld bei der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein beworben. Die erste Million haben sie gerade bekommen. Es kann also losgehen.

"Uuups! Noah ist weg ..." heißt der animierte Film in 3-D, an dem Ulysses und Rakete zusammen mit der irischen Magma Productions arbeiten. Es geht darin um Tiere, die die Arche verpasst haben. Wer mit an Bord kommt, entscheidet nach einem Casting eine Jury aus Löwen und Schimpansen. Die Könige der Tiere haben auch angeordnet, dass die Fleischfresser auf der Arche sich während der Fahrt bitte schön zurückhalten und die Pflanzenfresser nicht als Proviant betrachten. Einige Tierkinder bleiben dagegen an Land. Sie versuchen dort, sich zum höchsten Punkt durchzuschlagen, um die Flut zu überleben. Toby Genkel führt Regie in dem nur sehr locker an die Bibel angelehnten Abenteuer, das vermutlich in zwei Jahren in die Kinos kommt. Noah taucht zwar im Titel, nicht aber im Film auf.

"Wir arbeiten für ein internationales Publikum. Die Geschichte sollte auch ohne Vorkenntnisse verständlich sein. Tiere sind einfach universeller", erklärt Ulysses-Chefin Emely Christians das Konzept des Films. Die studierte Betriebswirtin ist seit 2006 Geschäftsführerin und Inhaberin der zwei Jahre zuvor gegründeten Firma, die sich auf die Finanzierung von internationalen Koproduktionen spezialisiert.

Die sechs Millionen Euro aus dem Spot sind allerdings schon nicht mehr der letzte Stand der Dinge. Voraussichtlich 7,5 Millionen Euro wird "Uuups!" wohl kosten. Im Vergleich mit einem herkömmlichen Spielfilm ist das viel Geld. "Wir müssen die Künstler eben nicht nur sechs bis acht Wochen beschäftigen, sondern zwölf bis 18 Monate und das auch noch in mehreren Ländern. Außerdem ist auch die Software ziemlich teuer", sagt Christians. Im Vergleich mit US-Produktionen sei das aber immer noch wenig. Für den Film "Oben" gab Pixar angeblich 175 Millionen Dollar aus.

Während in "Uuups!" Familien auseinandergerissen werden, bringt die Produktion sie auf einer anderen Ebene wieder zusammen: Den kreativen Teil der Arbeit an "Uuups!" übernimmt nämlich Studio Rakete, dessen Chefin Jana Bohl ist, Emelys Schwester. Komplettiert wird die Familienaffäre durch den irischen Koproduzenten Magma, die Firma ihres Vaters Ralph Christians.

+++ Möge der Trick gelingen! +++

45 Mitarbeiter, bis auf Bohl nur Männer, sind bei Rakete zurzeit noch damit beschäftigt, den Rentier-Weihnachtsfilm "Niko 2" in Form zu bringen. Die Fortsetzung von "Niko - ein Rentier hebt ab", der vor zwei Jahren in die Kinos kam, ist für das kommende Weihnachtsgeschäft geplant. Der erste Teil hat gezeigt, wie so ein Konzept aufgehen kann. In Deutschland sahen ihn 760 000 Zuschauer im Kino. Der Film konnte in 120 Länder verkauft werden, wo er etwa 3,8 Millionen Menschen anlockte. Dazu kommen noch einmal zehn Millionen TV-Zuschauer in den USA.

Die Animationsfilmer arbeiten in den Räumen in Altona fast ausschließlich an Rechnern, selbst wenn ihre Arbeiten am Ende manchmal wie Zeichentrickfilme aussehen. Buntstifte findet man in dem Büro zwar auch noch, aber sie stehen dekorativ auf dem Regal wie Zunftzeichen einer längst vergangenen Zeit. Aber auch heute funktioniert nicht alles digital. Die Mitarbeiter, die die Charaktere animieren, haben einen mannshohen Spiegel in ihrem Raum stehen. Hier spielen sie sich selbst einzelne Szenen vor und kontrollieren dabei Mimik und Körpersprache.

Bei Rakete entstehen nicht nur eigene Projekte. An der Wand hängt ein Ausdruck, der die US-Schauspielerin Robin Wright als animierte Figur aus verschiedenen Blickwinkeln zeigt. Sie spielt im neuen Film von Ari Folman mit. Der Regisseur des mit einem Golden Globe ausgezeichneten "Waltz With Bashir" verfilmt gerade den Roman "Der Futurologische Kongress" von Stanislaw Lem. Den Auftrag für die Animationsszenen vergab der Israeli an Studio Rakete.

Das sind gute Nachrichten für den Standort Hamburg, der im vergangenen Jahr nicht gerade vom Glück verfolgt war. Zwei Animationsfirmen mussten Insolvenz anmelden. Die Handelskammer, die die Branche seit Jahren unterstützt, richtet im Juni zusammen mit der Hamburg Animation School zum neunten Mal den Wettbewerb um den Hamburg Animation Award aus. Erstmals wird am Tag danach ein neues Netzwerkformat angeboten, die "Animation Jam". "Wir wollen dort Talente aus den Bereichen Animation, Games, Werbung und Postproduktion zusammenbringen. Gerade der Games-Markt boomt", sagt Adrian Ulrich, Leiter des Bereichs IT-, Medien- und Kreativwirtschaft der Handelskammer. "Der Animationsbereich bleibt für Hamburg weiterhin wichtig."