Atze Schröder gastiert mit seinem neuen Programm “Schmerzfrei“ in der O2 World

Hamburg. Wo hört der Spaß auf, und wo fängt der Schmerz an? Für 12 000 Menschen war das am späten Sonnabend keine Frage. Nach mehr als zwei Stunden verließen sie zufrieden die ausverkaufte, komplett bestuhlte O2 World. In der hatten sie Atze Schröder am Ende stehend applaudiert.

Der Ruhrpott-Comedian mit der Extrem-Minipli und der blau getönten Pilotenbrille ist längst Kult, vor allem "in der schönsten Stadt der Welt" (Schröder). Schließlich ist der ehemalige Schlagzeuger im Schmidt-Theater und bei Auftritten in kleinen Klubs in Wilhelmsburg vor gut 15 Jahren auf den (Massen-)Geschmack gekommen.

Jetzt steht er auf der großen Bühne - auf zwei Videoleinwänden ist sein Gesicht bis unters Dach der Arena zu sehen, "Schmerzfrei" heißt sein neues Programm. Es geht um die Welt der Promis, Partnersuche und Kindererziehung, und natürlich bedienen die Bühnenfigur Atze und sein Autorenteam alle verfügbaren Klischees. Das Fährunglück der "Costa Cordalis" (Schröder) und sein flüchtiger Kapitän müssen als Gag-Grundlage für Italiener-Witze herhalten: "Kaum hat der Italiener ein 70-Meter-Loch im Schiff, ist er weg - aus Angst, die Spaghetti werden kalt." Und für die vielen Gratis-Ouzo beim Griechen müsse jetzt ganz Europa bezahlen.

Doch auch mit seinem Macho-Image spielt der Porsche-Fahrer aus Essen-Kray: Wenn auf Islamisten nach dem Märtyrer-Tod 72 Jungfrauen warteten, mache er es doch lieber im Diesseits mit zehn Hamburger Hausfrauen. "Ja, nee. Is klar", um in Atzes Sprachduktus zu bleiben.

Thematisch springt er von Ex-RTL- "Dschungelcamp"-Bewohnerin Micaela Schäfer zur FDP, "einer Partei mit weniger Prozentpunkten als Magerquark". Sichere Brüller, großer Beifall. 70 Jahre alte Neo-Väter wie Fritz Wepper und Ulrich Wickert sind weitere Zielscheiben seines Spotts, Parodien auf "Kaiser Franz" und "Calli" Calmund zwar nicht neu, aber treffend, Witze über Frauen und Schwule in Verbindung mit Erkrankungen von Lehrerinnen und des Popduos Rosenstolz ("Eine der beiden Frauen hat jetzt auch Burn-out") nur bedingt lustig.

Aber eigentlich ist Atze ja ein Netter und sein Spektrum breiter als das eines Mario Barth. So hat Schröder auch die wahre Geschichte über seine Reise zu einem von ihm mitfinanzierten Kinderkrankenhaus in Ghana ins Programm eingebaut. Seine afrikanischen Tanzeinlagen unter dem Motto "Butzekatze" waren allemal lustiger als die ausgelutschte Ü30-Party als Zugabe. Sein schräger Gesang ("Er gehört zu mir") war alles, nur nicht schmerzfrei.