Die Bestseller-Verfilmung “Russendisko“ von Wladimir Kaminer strahlt pure Lebensfreude aus. Es wird eine Menge Wodka getrunken in diesem Film.

Es wird eine Menge Wodka getrunken in diesem Film. Was einerseits natürlich der Folklore, dem Klischee geschuldet ist, andererseits die Laune (von Zuschauer und Trinkenden) erheblich steigert. Damit sind die Grundpfeiler von "Russendisko" auch schon weitgehend beschrieben: Es geht um die viel beschworene russische Seele, um hindernisreiche Assimilation mit dem Einwanderblick; vor allem aber hat Regisseur Oliver Ziegenbalg alles daran gesetzt, ein heiteres Stück Unterhaltungskino zu fabrizieren.

Das ist ihm, auch dank seiner hervorragenden Hauptdarsteller gelungen - viel besser als man glaubt, wenn man sich die gleichnamige Bestsellererzählung von Wladimir Kaminer aus dem Jahr 2000 ansieht, die sich 1,3 Millionen Mal verkauft hat und als eine Art alternativer Reiseführer durch Berlin Erfolgsgeschichte schrieb. Aus den losen, pointierten Momentaufnahmen des Buchs hat Ziegenbalg (der während der laufenden Dreharbeiten für Regisseur Oliver Schmitz eingewechselt wurde) eine stimmige Geschichte geformt.

+++ Premiere von "Russendisko" mit Schweighöfer und M'Barek +++

Er konzentriert sich auf den verschworenen Dreierbund der Freunde Wladimir (Matthias Schweighöfer), Andrej (Christian Friedel) und Mischa (Friedrich Mücke). Das Ost-Berlin von 1990, zwischen Mauerfall und Einheitsfeier ist mehr Hintergrundmusik für eine Abenteuergeschichte rund um neue Geschäftsideen (Touristen zertifizierte Mauerbrocken zu Wucherpreisen unterzujubeln), Wohnungssuche (runtergerocktes Ausländerwohnheim in Mahrzahn) und natürlich Liebesgeplänkel. Nicht umsonst wollte man den Film als "eine Art Berliner Variante von 'Die fabelhafte Welt der Amélie'" anlegen, so der Regisseur.

Die drei Jungs und ihre Jungsträume zu begleiten ist deshalb so amüsant, weil auch auf dem Höhepunkt der Aussichtslosigkeit die pure Lebensfreude in ihren Adern pulsiert. Selbst Andrej mit seinem Hang zur Schwermut schmeißt sich in Welt, als gäbe es nur das Heute. Kaum ein Schauspieler im deutschen Film rettet diese unstillbare Lebensfreude so gut auf die Leinwand wie Matthias Schweighöfer, der schon immer am besten war in Stehaufmännchenrollen. Sein Wladimir blickt auf das Leben, als sei das (Wodka-)Glas immer halb voll, selbst im schlimmsten Liebeskummer (Peri Baumeister verleiht dessen Freundin Olga eine selbstbewusste Natürlichkeit und Frische) baut er auf seinen guten Draht zum lieben Gott und seine Musketierfreunde. Darauf einen Wodka!

Bewertung: annehmbar

"Russendisko" D 2012, 100 Min., ab 6 J.; R: Oliver Ziegenbalg; D: Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke, täglich im: Abaton, Cinemaxx Dammtor, Harburg, Wandsbek, UCIs Mundsburg, Othmarschen-Park, Smart-City; www.russendisko-derfilm.de