Nino Haratischwilis Jugendstück “Wir ohne uns“ erlebt am 31.3. seine Uraufführung

Hamburger Botschaft. Die Hamburger Autorin Nino Haratischwili ist ein rares Talent. Die Bühnen reißen sich um ihre Theaterstoffe, ihre beiden Romane wurden mit Preisen dekoriert. Sowohl "Juja" als auch "Mein sanfter Zwilling" standen auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Sie schreibe, um die Welt zu begreifen, hat die 28-Jährige einmal gesagt. Um eine spezielle Aneignung von Wirklichkeit geht es auch in ihrem Stück "Wir ohne uns", das Nachwuchsregisseurin Anne Bader am 31. März in der Hamburger Botschaft als Produktion des Jungen Schauspielhauses zur Uraufführung bringt.

Es ist eine Geschichte über zwei Menschen, die sich in der virtuellen Realität eines Chatrooms begegnen, die nicht mehr ganz so junge Amina und der junge Bo. Die Gespräche beginnen scheinbar banal. Bald schon kreisen sie um Geschichten über das eigene Ich. Doch sind sie auch wahr? Die Anonymität der Begegnung schafft Raum für Erfindungen. Am Ende steht etwas sehr Endgültiges zwischen ihnen.

"Das Internet ermöglicht eine Flucht aus dem Alltag", sagt Anne Bader. "Wer in eine Figur flüchtet, kann sich gleichzeitig aber auch finden." Bader und die Autorin sind Altersgenossinnen. Im Internet zu chatten ist Bader fremd. "Man muss nur wissen, wie man switcht", sagt Bo im Text. Da weiß er längst nicht mehr zwischen den Realitäten zu unterscheiden. Weiß nicht, wann es gilt, mit dem Spiel aufzuhören.

"Sie ist emotional und radikal", sagt Anne Bader über Nino Haratischwili. "Sie geht nicht auf Distanz zu ihren Figuren, sondern lässt alles raus. Das ist so toll." Etwas, das der jungen Regisseurin gefällt, die nach einem geisteswissenschaftlichen Studium und diversen Hospitanzen jetzt im ersten Semester an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg studiert. "Ich möchte die Leute berühren, zum Mitdenken anregen und Geschichten erzählen", sagt sie. "Es nervt mich, wenn ich eine krasse Distanz spüre zwischen Schauspieler und Figur, zwischen Regisseur und Geschichte." Die Inszenierung lebt von den speziellen räumlichen Bedingungen in der Hamburger Botschaft, von der Offenheit des Raumes.

Ein dominanter Leuchtkasten als Bühnenbild wirft Licht auf die Facetten der beiden Persönlichkeiten. Es ist auch ein Experiment. "Man ist bei uns supernah dran. Wir brechen mit den Sehgewohnheiten, weil das Publikum, wie im Internet, nicht immer alles parallel mitverfolgen kann", sagt Bader. Aber auch das gehört für das Jungtalent zum Theater dazu. "Es ist ein Ort der Auseinandersetzung. Da wird gelacht, gestritten und geweint." Dennoch gilt für sie: "Das Theater ist vor allem fürs Publikum da."

"Wir ohne uns" Uraufführung Sa 31.3., 20.30, Hamburger Botschaft (U/S Sternschanze), Sternstr. 67, Jugendliche ab 15 Jahren, Karten zu 11,- unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de