Die Hamburger Band Ruben Cossani verabschiedet sich bestens gelaunt. Keine Spur von Trauer beim Abschiedskonzert in den Fligenden Bauten.

Hamburg. Wenn sich eine beliebige Formation zeremoniell selbst zu Grabe trägt, liegt die Vermutung nahe, dass eine masochistische bis selbstzerstörerische Stimmung das Ereignis begleiten muss: das Abfeiern des eigenen Untergangs. Als das Hamburger Trio Ruben Cossani das letzte Mal gemeinsam eine Bühne betritt, um seinen experimentierfreudigen Retro-Pop zu spielen, liegt jedoch keine Spur der Trauer in den Gesichtern. Stattdessen wird schon bei den ersten Takten von "Sinnloses Leiden" ungebrochene Freude am Spiel deutlich, trotz des sinnlosen Leidens der eigenen Band.

"Guten Abend, wir sind Ruben Cossani." - Es soll zwei Stücke lang dauern, bis die drei Anzugträger mit der Routine brechen. Das Konzert in den Fliegenden Bauten ist nahezu ausverkauft: ein Anlass, die Besonderheit der Darbietung das erste Mal offen anzusprechen. "Ich glaube, das müssen wir öfter machen, uns auflösen." - Dieser Galgenhumor ist völlig ohne Bitterkeit. Eine bewundernswerte Haltung, denn Ruben Cossani ist ein Beispiel für eine Band, die eigentlich alles richtig gemacht hat und trotzdem gescheitert ist.

Nach vier Jahren und zwei von der Kritik gefeierten Studioalben befand sie sich nun "Zu gut für diese Welt" - der Titel des Anfang März veröffentlichten Live-Albums. Kommerziell erfolglos blieb sie ungeachtet ihrer starken Besetzung um den langjährigen Produzenten und Komponisten Michel van Dyke, der schon hinter dem Erfolg der Teenieband Echt stand ("Du trägst keine Liebe in dir").

Virtuos und vor allem sehr professionell wirkt ihr letzter Auftritt, bei dem völlig mühelos von jedem der Mitglieder Instrumente gewechselt und Leadvocals übernommen werden. Jeder Ton sitzt, wenn die Musiker sich in den zahlreichen Liebesliedern, die nie zu einem Einheitssound verklumpen, streckenweise sehr weit vom Pop entfernen. Anleihen an die 60er-Jahre, Rock, Ska, Reggae - Ruben Cossani scheint alles zu können. Auch eine Zeile wie "Es tut mir leid, dass ich rumgemacht habe" wird so gekonnt inszeniert, dass sie nicht banal wirkt. In der zweiten und letzten Zugabe bittet Ruben Cossani: "Erspar mir dein Mitgefühl, ich lasse dich los, du lässt mich gehen." Doch Mitgefühl besteht unter den Gästen, und die Frage nach dem Warum.