Heute erscheint die dritte Staffel von “Mad Men“, dem kultisch verehrten Werber-Epos

In der oberen Schublade seines Schreibtischs verwahrt Don Draper einen Stapel auf Kante gebügelte weiße Hemden, die er im Bedarfsfall morgens vor dem ersten Meeting gegen das alte vom Vortag austauschen kann. Diese kleine Szene erzählt im Grunde die ganze Geschichte dieses Mannes: Don Draper nächtigt des Öfteren auswärts - entweder bei seinen Kunden in schicken Hotels oder bei seinen wechselnden Geliebten. Und: Er legt Wert auf Maßanzüge und stilsicheres Auftreten.

Auch in der dritten Staffel der seit dem Start im Jahr 2007 kultisch verehrten Werberserie "Mad Men", die heute in Deutschland erscheint, stöbern Matthew Weiner und sein Kreativteam den Glamour der 60er-Jahre auf, den düsteren Glanz und den Lebensstil, der sich in Great-Gatsby-haften Cocktailpartys niederschlägt. Einerseits sind da die auf Hochglanz polierte Oberfläche, die prächtigen Outfits der manikürten Frauen, die Gentleman-Gesten beim Einschenken des Martinis und das Zigarettenglimmen. Auf der anderen Seite lauert hinter jeder Szene ein Abgrund: Die Blicke sind kälter, schockgefroren beinahe, die Dialoge furioser, die Dramen existenzieller noch als in den beiden Vorgängerstaffeln.

Obwohl die "Mad Men"-Quoten nicht an überragende Erfolge von US-Serien wie "Breaking Bad" heranreichen, hat wohl kaum ein Fernsehprojekt derart gesellschaftlich stilbildend gewirkt wie das Werber-Epos. Längst werden Modestrecken à la "Mad Men" produziert, die Hauptdarsteller Jon Hamm, January Jones und Christina Hendricks zieren die Cover von "Rolling Stone", "Newsweek" und "Entertainment Weekly". "Mad Men" hat Bleistiftröcke und Sanduhrfiguren populär gemacht und bewiesen: Es gibt tatsächlich das jeweils richtige Outfit für Cabriofahren, Gartenarbeit, für Zu-Hause-Sitzen und einen Cognac trinken.

Die Figuren sind selbstzerstörerisch, sarkastisch, doppelmoralig - und man bekommt doch nicht genug von ihnen und den feinen psychologischen Dramen, die sich in der New Yorker Madison Avenue zwischen dem ersten Martini am Morgen und der Party nach dem Feierabend abspielen.

"Mad Men - 3. Staffel" 596 Minuten, ab 12 Jahren, Universal; www.amctv.com/shows/mad-men