Es ist ein ganz schlichter Bogen, den die Melodie beschreibt, begleitet nur von ein paar Cembalotupfern. Dann setzt schon die nächste Geige ein. Die beiden Stimmen verschlingen sich zu einer so innigen wie sinnlichen Klage, schließlich tritt noch der Kontrapunkt der Gambe hinzu, das Ganze mündet in einen Dur-Schlussakkord, der stellvertretend für das theologisch grundierte Musikverständnis der Barockzeit stehen könnte: leuchtend im Klang, intensiv und zugleich wohlproportioniert.

Die kleine "Canzona" stammt aus der Triosonate g-Moll von William Young - ein Name, der heute nur noch Liebhabern der Alten Musik etwas sagt. Dabei hat Young im 17. Jahrhundert eine glanzvolle Karriere gemacht: Gekrönte Häupter, darunter Christina von Schweden und Ferdinand III. von Habsburg, zeigten sich beeindruckt von dem "Engellender"; unter den allgemein hochgelobten englischen Gambisten wurde er als der beste gehandelt.

Jetzt hat die Gambistin Simone Eckert mit ihrem Ensemble Hamburger Ratsmusik eine CD mit Werken von Young vorgelegt: eine zu Herzen gehende Sammlung von Kammermusikstücken in unterschiedlichen Besetzungen. Alle leben vom vielfarbigen Klang der Gambe, der dem Hörer mit tausend kleinen Widerhäkchen wohlige Schauer über den Rücken jagt.

"William Young - An Englishman Abroad. Works for Viola da Gamba" Hamburger Ratsmusik (cpo); www.hamburger-ratsmusik.de

Am 2. April spielt die Hamburger Ratsmusik in der Hauptkirche St. Katharinen Musik von Johann Christian Schieferdecker