In “Gone“ macht Amanda Seyfried Jagd auf einen Serienkiller. Ein bisschen mehr Raffinesse, und “Gone“ wäre ein packender Horrorfilm geworden.

Eigentlich ist Jill (Amanda Seyfried) eine ganz normale junge Frau mit einem ganz normalen Job. Sie arbeitet als Kellnerin in einem Diner und sieht mit ihren langen blonden Haaren und den großen blauen Augen überaus anziehend aus. Doch ihre stete Nervosität und die Ruppigkeit, mit der sie die Gäste bedient, verweisen auf ein Trauma, das der Film nur langsam, in Bruchstücken, enthüllt. Vor einem Jahr wurde Jill von einem Serienkiller entführt und in einem ausgehobenen Loch in der Erde, irgendwo im Oregon's Forest Park in der Nähe von Portland, festgehalten. Nur durch einen Zufall konnte die junge Frau ihrem Peiniger entkommen.

Die Polizei fand allerdings keine Indizien für ein Verbrechen, Jill wurde sogar für einige Zeit in eine Klinik eingewiesen. Als ihre Schwester Molly (Emily Wickersham), eine College-Studentin, spurlos verschwindet, ist Jill überzeugt, dass der Killer wieder zugeschlagen hat. Die Cops glauben ihr jedoch kein Wort. Und so rennt Jill, vagen Hinweisen nachgehend, wie ein Duracell-Hase durch Portland, bewaffnet mit einer 38er, getrieben von der Gewissheit, dass Molly bald sterben muss, wenn sie sie nicht rechtzeitig findet.

Einbildung oder Notfall? Der Thriller von Heitor Dhalia beginnt zunächst recht spannend als Porträt einer traumatisierten Frau, deren Glaubwürdigkeit stets infrage gestellt wird, die immer noch psychisch krank sein könnte. Eine der schönsten Ideen des Films sind daher die vielen absurden Lügengeschichten, die Jill Nachbarn und anderen Beteiligten auftischt, um ihre Rolle als Ermittlerin zu rechtfertigen und ihnen so Informationen zu ent-locken.

Amanda Seyfried, bekannt durch "Mamma Mia!" und "Briefe an Julia", etabliert dabei in Abkehrung ihres Images als lebensfrohe Göre eine Nervosität und Aufdringlichkeit, die fast schon unsympathisch wirkt. Kein Wunder, dass ihr niemand glaubt. Schlimmer noch: Die Cops sind plötzlich hinter ihr her anstatt hinter dem Entführer. Mitunter erweckt Dhalia sogar den Eindruck, dass sich alles nur in Jills Kopf abspielt und führt den Zuschauer so bewusst auf die falsche Fährte.

Nicht sehr nett, und dann macht die reizvolle Ambivalenz des Beginns einem geradlinigen, im wahrsten Sinne des Wortes feurigen Action-Höhepunkt Platz, der dann doch einigermaßen enttäuscht. Über den Killer, seine Motive und Methoden hat der Zuschauer nichts erfahren.

Und die Gewaltbereitschaft, mit der sich Jill ihm zum letzten Duell stellt, folgt den sattsam bekannten Mustern des Rächerfilms.

Ein bisschen mehr Raffinesse, und "Gone" wäre ein verdammt packender Horrorfilm geworden.

Bewertung: belanglos

"Gone" USA 2011, 95 Minuten, ab 16 Jahren, R: Heitor Dhalia, D: Amanda Seyfried, Emily Wickersham, Daniel Sunjata, Jennifer Carpenter, täglich in den UCIs Othmarschen-Park, Smart-City (außer Mi); Internet: www.gone-film.de