Das Festival “Lesen ohne Atomstrom“ versteht sich als Antwort auf die Vattenfall Lesetage und setzt im April auf prominente Autoren und Konzerte.

Hamburg. Für Ingo Werth ist die Sache klar: Man stelle sich einen Gastronomen vor, der freimütig Hunderte Liter altes Frittenfett auf ein Feld gießt, um anschließend ein paar Wiesen weiter Stiefmütterchen in die Erde zu pflanzen. Würde jemand ernsthaft der hübschen Blüten wegen das Umweltdelikt übersehen wollen? So illustriert Werth vom "Unternehmen gegen Atomkraft e.V." plastisch, was seiner Ansicht nach passiert, wenn sich ein Atomstromproduzent als Kulturmäzen gibt. Im zweiten Jahr in Folge hilft er deshalb, "Lesen ohne Atomstrom" zu realisieren: Die vom 10. bis 18. April an verschiedenen Orten stattfindenden "Erneuerbaren Lesetage" sind somit als direkter Affront gegen die nahezu zeitgleich laufenden Lesetage des Energiekonzerns Vattenfall gemeint.

Unter der Schirmherrschaft Jakob von Uexkülls, Begründer des Alternativen Nobelpreises, werden in der Hansestadt an neun Tagen wieder kostenfreie Lesungen mit hochkarätigen Autoren veranstaltet. Dabei wird nicht nur Kritik an Vattenfall geäußert, die teilnehmenden Schriftsteller wollen vielmehr das öffentliche Bewusstsein für (oder in diesem Fall wohl eher: gegen) Atomenergie weiter schärfen.

Eröffnet wird die Reihe durch eine szenische Lesung der Grimme-Preisträger Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen mit dem bezeichnenden Namen "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort - Die Weltgeschichte der Lüge". Aber auch andere Größen lesen ohne jedes Honorar: Günter Wallraff beleuchtet die umstrittenen Arbeitsbedingungen in der Atomindustrie und liest aus dem Buch des japanischen Journalisten Tomohiko Suzuki.

Ein Plädoyer gegen Zukunftsangst und für visionäre Zukunftsgestaltung hält Frank Schätzing ("Der Schwarm"); "Die Wolke"-Autorin Gudrun Pausewang teilt sich einen Abend mit dem "aspekte"-Moderator Tobias Schlegl. Ebenfalls dabei sind die renommierten Schriftsteller Feridun Zaimoglu und Jan Brandt. Für weniger Literaturbegeisterte gibt es Vertontes - ein Konzert, um "gegen den Störfall zu rocken". Mit von der Partie sind Madsen, Kettcar und Jan Delay.

"Lesen ohne Atomstrom - Die erneuerbaren Lesetage 2012" 10.4.-18.4., Lesungen kostenfrei; Konzert (16.4.) zu 13,40 im Vorverkauf, Programm unter www.lesen-ohne-atomstrom.de