Hamburg. Frauenfilm, wie das schon klingt. Nach Frauen, die sichzum Fernsehabend in Bequemklamotten und mit Gurkenmaske auf dem Sofazusammenrotten, Alkohol trinken, der nicht danach schmeckt, und den smarten Hauptdarsteller mit dem Sixpack anschmachten. Oder nach Filmen, in deren Mittelpunkt Frauen stehen, die versuchen, einen Mann vor den Altar zu zerren und doch nur wieder mit dem Falschen im Bett landen; die Alibihandlung besteht aus Schuhkauf, Kalorienkrise und Prosecco-Gelage mit Gleichgesinnten. Beides irgendwie nicht doll. Schlimm allerdings auch nicht. Ein Frauenfilm, der sich seines Genres, seiner Tonart, seiner (nicht immer preisverdächtigen) Sprüche nicht schämt - das kann durchaus unterhaltsam sein.

Ein solcher Film ist "Halbe Hundert" von Regisseur Matthias Tiefenbacher; er ist es von der ersten Minute an und aus vollem Herzen. Martina Gedeck spielt die verkopfte Handchirurgin Anne, die ihr Leben in fensterlosen OP-Sälen fristet und über eine Partneragentur einen dunkelhaarigen Beau als Begleitung anmietet. Leslie Malton hat als ihre dauergackernde Freundin Fiona ein ungewöhnliches Hobby - reiche Männer heiraten und sich anschließend samt satter Abfindung wieder scheiden lassen. Die Dritte im Bunde, Johanna Gastdorfs Vollzeitmutter Charlotte, wünscht sich zur Silberhochzeit eine Brustverkleinerung und bekommt stattdessen die Diagnose: Brustkrebs.

Immer wieder droht der Film in die Klebrigkeit einer Yes-Törtchen-Werbung abzugleiten, immer wieder findet er den Bogen zurück zu einer heiter-melancholischen Bestandsaufnahme des Frauseins in der Lebensmitte. Wer Doris Dörries Serie "Klimawechsel" über Frauen im Klimakterium und am Rande des Nervenzusammenbruchs mochte, wird auch mit "Halbe Hundert" glücklich werden.

"Halbe Hundert" heute, 20.15 Uhr, ARD