Florence & The Machine zelebrieren eine opulente Popshow in der Großen Freiheit. Die Zuhörer sind vom ersten Song an überwältigt.

Hamburg. In ihrem cremefarbenen Kleid mit den weiten Flügelärmeln wirkt sie wie ein flatterhaftes Feenwesen. Florence Welch schwebt über die Bühne wie ein Luftgeist. Ein dumpfer gleichförmiger Beat, von zwei Trommlern geschlagen, gibt diesen Tänzen etwas Sakrales, die an bunte Kirchenfenster erinnernden Projektionen im Hintergrund der Bühne verstärken den Eindruck. Florence & The Machine zelebrieren in der seit Wochen ausverkauften Großen Freiheit 36 eine ätherisch anmutende Popshow voller Opulenz und Theatralik.

Doch die junge Engländerin macht bald deutlich, dass das übertriebene Getanze nur Pose ist und sie kein entrücktes Wesen. Als ihr ein Fan aus der ersten Reihe einen Ring überreicht, kommentiert sie das mit einem fröhlichen: "O toll! Jetzt bin ich verheiratet!"

Auch bei "Rabbit Heart" durchbricht sie die Barriere zwischen sich und ihrem begeisterten Publikum und fordert die Männer im Saal auf, ihre Freundinnen auf die Schultern zu hieven. Etwa zwei Dutzend Frauen der Gewichtsklasse unter 50 Kilo kommen dem Wunsch mithilfe ihrer muskelbepackten Begleiter nach und haben ein paar Minuten lang freie Sicht auf Bühne und Band. Die Stimmung ist ausgelassen, die bekannteren Songs aus dem Debütalbum "Lungs" wie "Dog Days Are Over" und "You've Got The Love" werden mit Verve mitgesungen, selbst ein schwieriger Dreiertakt wird fehlerfrei mitgeklatscht - erstaunlich, da deutsche Fans oft selbst mit einem schlichten Viervierteltakt Probleme haben.

Die Zuhörer sind vom ersten Song an überwältigt von der gewaltigen Stimme der 25 Jahre alten aus London stammenden Sängerin mit den roten Haaren. Mehr als fünf Millionen Exemplare hat Florence von ihren beiden Alben "Lungs" und "Ceremonials" verkauft und ist nach Adele die derzeit erfolgreichste Popkünstlerin aus Großbritannien - und das, obwohl ihre Songs weniger eingängig sind als die ihrer Kollegin.

Florences unverbesserlicher Hang zum Maximalismus zeigt sich während des volltönenden Auftritts. Ihre famose sechsköpfige Band inklusive eines Harfenspielers schafft einen dunklen, kompakten und rhythmischen Klangteppich, über den sich ihre klare Stimme erhebt. Einen ruhigen Moment gibt es nur im Zugabenteil bei "Never Let Me Go". Tief taucht Florence mit dieser Ballade in ein kindliches Trauma vom Ertrinken ein - und manchem Zuhörer laufen angesichts des sirenenhaften Gesangs Schauer über den Rücken.