Meret Becker & The Tiny Teeth zaubern im Polittbüro

Hamburg. Der Paravent auf der Minibühne im Polittbüro schimmert in grünlichem und violettem Licht. Fensterchen und ein kleiner Theatervorhang verbergen Geheimnisvolles und versprechen zugleich Magisches. Die Berlinoise Meret Becker und ihre Band The Tiny Teeth zaubern denn auch mit Gesang, allerlei Instrumenten, einem lebenden weißen Hasen und dessen Kumpel Harvey aus Stoff das eineinhalbstündige Programm voller kleiner und großer Wunder. Der poetische und skurrile Klang- und Stimmzirkus fesselt und entzückt das Publikum, sodass es die Künstler erst nach einigen Zugaben von der Bühne lässt.

Die Ouvertüre klimpert Merets "Freund Harvey" zu sirrenden Glasharfentönen, während die Diseuse noch unsichtbar bleibt. Nur Wölkchen von Zigarettenrauch verraten ihre Anwesenheit. Dann erscheint sie im Glitzerkleid, ein anmutiges Artistenkind, über das sie später singen wird. "Je suis une Berlinoise", haucht sie, neutralisiert die Allüre sogleich mit herbem Görenwitz: "Wenn ich so nach einer Stadt stinke, reicht das doch für ein ganzes Programm."

Dann lässt Becker ihre Stimme bei "La vie en rose" im Falsett flattern, um danach in vulgären Tiefen zu orgeln. Wie sie mit den Stimmbändern faucht, gurgelt und kickst, so wechselt sie auch spielerisch zwischen Clown, Elfenwesen und Gossengeschöpf. Sie führt einen skurrilen "Eiertanz" mit Prothesenbeinen auf, um dann in die glatte Puppenmaske einer Rinnsteinprinzessin zu schlüpfen, und scheut sich auch nicht, ein Sauflied ihres Bruders Ben Becker zum Besten zu geben.

Ansonsten gibt sich die singende Schauspielerin frankophil, bringt - nie ganz ernst gemeint, oder doch? - Chansons und melancholische Musettewalzer. Sie setzt aber auch Kontrapunkte mit einem dänischen Kinderlied oder englischen Songs wie dem "Schlaflied an ein fröhliches Kind, zu singen von einer depressiven Mutter". Natürlich greift sie zur Singenden Säge und begleitet mit dem Bogen über das Metall fiedelnd die australische Cellistin Mrs. Chloe Miller und die drei supermusikalischen Käuze ihrer Band: den Glasharfenmeister, Pianisten und Komponisten Ben Jäger, Buddy Sacher an Banjo und Gitarre und den Holzbläser und Percussionisten Peter Willmann.

Meret Becker gelingt als Berlinoise ein hinreißender Drahtseilakt zwischen Ernst und Komik, Gesang und Spiel, Magie und Poesie

Meret Becker & The Tiny Teeth: "Berlinoise" heute und morgen, jeweils 20 Uhr, Polittbüro, Karten unter T. 28 05 54 678 www.polittbüro.de