Hamburg. Vieles am Donnerstag in der Hamburger Laeiszhalle spielte in Paris. Vielleicht spiegelte das Konzert des NDR Sinfonieorchesters aber einfach auch nur Lust und Horizont des NDR-Chefdirigenten Thomas Hengelbrock wider, der mit der Alten Musik begann, der die Moderne mag, das Klassische erfüllt und dabei sinnfällig mischt.

Einige Streicher des Sinfonieorchesters spielten in Rameaus "Dardanus-Suite" mit Barockbögen, andere mit modernen, es wird historisch zügig, aber nicht historisierend hektisch musiziert, heute-getreu, aber nicht geschichtlich-untreu. Weniger Wahl hatte Hengelbrock in Camille Saint-Säens 2. Klavierkonzert, ein 1868 in drei Wochen hingeworfenes Showstück, das "beginnt mit Bach und endet mit Offenbach" (Stojowksi).

Die junge französische Pianistin Lise de la Salle entpuppte sich dabei in den vielen Tastenkaskaden als "Laufwunder" und ihren Flügel als PS-Boliden, oben brillant, in den Mitten flüssig, im unteren Drehzahlbereich freilich ging ihr der Schub aus. Den besorgte 1922 Maurice Ravels Instrumentierung Mussorgskys "Bildern einer Ausstellung". Dem knapp 50 Jahre zuvor komponierten, weiland wenig beachteten und teilweise in Frankreich spielenden programmatischen Bilderreigen setzte der Franzose Glanzlichter auf; wo der Russe dunkel dämmerte, hellte ihn der westliche Charmeur auf, wo der in Farbenspielen vergeht, stellt ihn die Komposition mit der Wucht ihrer Folkloreelemente auf die Füße, eine ideale Kombination, die bei Hengelbrock in ebensolchen Händen lag. Er arbeitete den orchestralen Funkelregen heraus, ohne ihn ausschmachtend auszuschlachten und die rhythmische Wucht zu vernachlässigen - auch hier der Devise folgend, Zeit übergreifend zu nehmen und ebenso klug zu mischen.

Das nächste Konzert des NDR Sinfonie-Orchesters findet am 29. März statt.