Auf dem “Polizeirevier Davidwache“ treffen sich Liebesdienerinnen und lustige Kiez-Originale

Imperial-Theater. "Prost!", ruft die Prostituierte Rosi dem Publikum zu. "Prost!", schallt es vergnügt aus dem Parkett zurück. Da trifft ein Ziegelstein die 25 Jahre lang rege "im Fremdenverkehr" tätige Dame. Schrecksekunde über die erste Leiche zur Pause. Nach der englischen Edgar-Wallace-Serie setzt das Imperial mit "Polizeirevier Davidwache" nach Jürgen Rolands Film aus den 60er-Jahren auf Reeperbahn-Romantik. Der unterhaltsame Mix aus Krimi, Kiez-Comedy und Rührstück hat das Zeug zum Hit.

Nutten-Schreck Bruno Kamp (ein geschniegelter Schläger: Sönke Städtler) kommt aus dem Knast. Seine Dauerbraut Margot, die gutgläubige Seele (Verena Peters) mit Reihenhäuschentraum in Rissen, kümmert ihn wenig. Was er will, ist Sex, Kies und eine Knarre. Bis zum ersten Mord geht es recht lustig zu auf der Wache. Statt blauer Bohnen hagelt es Pointen. Wienerische Liebesdienerinnen und Kiez-Originale geben sich die Klinke in die Hand, fordern Hilfe von den manchmal hilflosen Hauptwachtmeistern.

Im zweiten Teil geht es etwas ernster zu, die Episode um den "unschuldigen" Manfred gerät zu lang, doch entschädigt die Mörderjagd über die Dächer von St. Pauli. Denn als Bühnenbildner hat Autor und Regisseur Frank Thannhäuser mit seinen Technikern Alexander Beutel und Martin Purvis das größte Kunststück vollbracht: Er schafft auf der Minibühne mit Schwenk- und Drehpodien rasche Schauplatzwechsel zwischen Polizeibüro und Puff, zwischen Bar, Hauptbahnhof und Straßenstrich unter Leuchtreklamen. Ebenso beweist das Ensemble schauspielerische Wandlungsfähigkeit. Maraile Woehe, die schlagfertige Rosi, kehrt als beschickerte Schabracke und harsche Kellnerin wieder. Ellen Grell und Heidi Klein treffen den vulgären Ton der "Schnepf'n" vom Wiener Gürtel. Unterm Foto von Helmut Schmidt, damals Senator der Polizeibehörde, sittenstreng der Blick und messerscharf der Scheitel, regelt das fesche Wachtmeister-Trio nach den Gesetzen des Humors den Revier-Verkehr.

"Polizeirevier Davidwache" heute, 20.00 Imperial-Theater (U St. Pauli), Reeperbahn 5, weitere Vorst. 24., 29.-31.3., sowie im April und Mai, Karten zu 15,- bis 30,- T. 31 31 14; www.imperial-theater.de