Die amerikanische Alternative-Country-Band Lambchop und ihr Kopf Kurt Wagner kommen mit einer prima Platte am 27. März in die Fabrik.

Hamburg. "Kört Wägner" klingt doch viel lässiger als "Kurt Wagner" - und beim Chef der seit vielen Jahren auf hohem Niveau arbeitenden Pop-Unternehmung Lambchop ist die Sprechweise ja auch richtig. Denn der Wagner Kurt kommt nicht aus Wanne-Eickel, sondern aus Nashville, Tennessee. Das ist ein Unterschied.

In Wanne-Eickel gibt es etwa den Sängerbund 1900, dort pflegt man deutsches Liedgut. Nashville ist die Wiege nordamerikanischer Roots-Musik. Man nennt die Stadt "Music City"; hier sind viele Plattenfirmen angesiedelt, hier ist das Zentrum der uramerikanischen Musikgattung Country. Die tritt längst nicht nur in der Reinform à la Johnny Cash oder Garth Brooks auf, sondern auch, wenn er sich mit anderen klassischen Genres amalgamiert. Mit Folk, Blues, Gospel etwa - die auf den traditionellen Spielarten fußenden Spielarten nennt man auch Americana oder Alternative Country.

In diese Zusammenhänge gehört auch Lambchop. Die Band besteht jetzt schon seit fast 20 Jahren, sie gilt als eine der wichtigsten amerikanischen Bands. Bekannt wurde das aus ziemlich vielen Mitgliedern bestehende Kollektiv mit seinen um die Jahrtausendwende veröffentlichten Alben "Nixon" und "Is A Woman". Die Songs auf diesen beiden gelungenen Arbeiten waren so ruhig und entspannt, dass man manchmal glatt vergessen konnte, dass sie doch im Grunde vor allem melancholisch sind. Lambchop, das ist Musik in Slowmotion: So schön wie ein Weizenfeld, das sich gelb im Wind wiegt, und so traurig wie eine leere Barkasse, die einsam durch den Hafen kreuzt. Irgendwie romantisch halt.

Das neue Album von Lambchop heißt "Mr. M" und schließt an die alten Großtaten an. Das Unterscheidungsmerkmal Lambchops im Vergleich zu anderen Bands ist die tiefe, tastende Stimme Wagners. Sie führt den Hörer traumwandlerisch durch sanfte Lieder, die bei Lambchop auch immer wieder eine Lounge-Atmosphäre herauf beschwören. Piano, Streicher Akustikgitarre, himmlischer Backgroundgesang: Der Sound auf "Mr. M" ist gediegen und perfekt ausbalanciert. Man hat beim Hören von Lambchop-Songs immer das Gefühl, man wohne erhabenen, beinah religiösen Versuchen bei, Weltauslegung in zarten, ganz zarten Liedern zu betreiben: bloß nichts kaputt machen! Bei Lambchop waltet Vorsicht.

Die Songs auf dem neuen Album sind vielleicht die schönsten, die Wagner je geschrieben hat. Das Titelstück ist ein Abschiedslied auf den Freund Vic Chesnutt, der sich 2009 das Leben nahm. Es geht um Abwesenheiten auf "Mr. M". Wenn ein Stück "2B2" heißt, ist das keine fröhliche Sache. Zweisamkeit ist oft nur ein frommer Wunsch - oder eine bittersüße Vorstellung: "Took the Christmas lights/Off the front porch February 31st/A band mate was in New Orleans/My soul mate was on the coast/After all it takes for us/2B2."

Das Cover der Platte hat Wagner, der Künstler, übrigens selbst gemalt. Der Mann auf dem Bild träg in Old - school -Manier einen Hut. Er könnte so, als altertümlicher Gentleman, in eine Bar laufen, in der Wagner gerade seine traurigen Songs spielt. Wagner trägt meist eine unstylishe Basecap: Man muss auch mal Erwartungshaltungen brechen. Dass sein Produzent den Sound "Psycho-Sinatra" nennt, erwartet man auch nicht: Psycho ist hier nix und psychedelisch auch eher nicht. Wer den letzten herbstlich anmutenden Abend erleben will, der gehe jetzt, zum Konzert. Lohnt sich.

Lambchop Di 27.3., 21.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten zu 26,80 im Vorverkauf; www.lambchop.net