Die Progrocker Crippled Black Phoenix aus Großbritannien glänzten bei ihrem Auftritt im Hafenklang mit viel Energie und zwingenden Melodien.

Hamburg. Es waren die ausgehenden 70er, als Punk wie ein eiserner Kehrbesen über die Musikwelt hereinbrach und mit geradezu exorzistischem Eifer ein Genre austrieb: den Progrock. Bands wie Yes, ELP oder Camel galten als reaktionärer Müll, mit ihren Platten wollte nicht gesehen werden, wer nur einigermaßen was auf sich hielt. Auch Pink Floyd kam auf den Index, dabei hatten Roger Waters, David Gilmour und Co. doch wirklich Musik mit Ewigkeitswert vorzuweisen. Mehr als drei Jahrzehnte später sind die Geächteten von einst rehabilitiert, und aktuelle Bands beziehen sich ganz selbstbewusst auf die Altvorderen.

Zum Beispiel die Briten Crippled Black Phoenix, denen es am Dienstagabend gelang, das Hafenklang auszuverkaufen - zur per Facebook kommunizierten Überraschung der Musiker. Doch wer die aktuelle CD "(Mankind) The Crafty Ape" kennt, konnte eigentlich nicht wirklich überrascht sein, schließlich ist das fünfte Album dieser psychedelischen Progrocker ein perfekter Brückenschlag von der Vergangenheit (Pink Floyd, Hawkwind) in die Gegenwart (Ambient-Rock à la Mogwai und Isis), voller Energie und zwingender Melodien. Dabei so komplex, dass die Umsetzung in einer Liveshow durchaus kein Selbstgänger ist. Aber: Im Hafenklang erwischte die Band einen dieser Abende, die sich nicht planen lassen, die einfach geschehen und für alle Beteiligten unvergesslich werden.

Bei nahezu perfektem Sound gab's eine von den neuen Epen dominierte Setlist, die der kurzfristig eingesprungene Sänger Mark Ophidian erstaunlich gut bewältigte. Und bei der ein Klassiker wie die tränensüße Ballade "When You're Gone" ebenso seinen Platz hatte wie die Journey-Coverversion "Of A Lifetime" oder als Zugabe das Partisanenlied "Bella Ciao" in einer wilden Skapunk-Version. Emotionaler Höhepunkt des Konzerts: die Hymne "Burnt Reynolds" vom 2009er-Album "200 Tons Of Bad Luck", eigentlich als letztes Stück des Konzerts geplant und vom begeisterten Publikum auch nach dem Abgang der Band so lange weitergesungen, dass doch noch zwei Zugaben folgten. Es hätte ewig so weitergehen können, aber nach zwei Stunden und 40 Minuten fehlte bei allem Wollen einfach die Kraft für mehr, vor und auf der Bühne. Was für ein Auftritt!