Heute findet sich nur noch wenig Asiatisches in Hamburg. Ein paar Imbisse. Das Rathaus, dessen Kern eine Pagode ist, die man später mit hanseatischer Baukunst ummantelte. Hier und da ein paar Schriftzeichen, die meistens Oz oder HSV bedeuten. Das Kirschblütenfest. Sowie die Übermacht des Schwans, ist der Schwan doch ein chinesisches Tier. Das Wort Schwan bedeutet dort: innen weiß und außen nass. Ansonsten hat das Hanseatische das Fernöstliche übermannt und peu à peu, wie der Asiate sagt, aus der Stadt geschwemmt.

Doch das war nicht immer so. Früher fand sich China hier, wo heute Hamburg steht. Und wenn man weiß, wie groß China ist, kann man sich gut vorstellen, wie eng es zu jener Zeit hier war. Auch wenn die Kunst des Arrangierens dem Chinesen im Blut liegt, so überstieg dieser Zustand doch auch dessen Fähigkeiten. Man ging nicht irgendwohin, man trieb wie in einem Meer, und das Leben war ein Wogen, allein war man nie.

So konnte es nicht weitergehen. Man schickte die Shaolin los, die Pfadfinder Chinas, damit sie sich in der Welt nach einem geeigneteren Platz umsahen. Sie fanden ihn dort, wo China auch heute noch steht. Mit Schiffen verfrachtete man die Milliarde Chinesen nebst Tempeln, Chinesischer Mauer und anderem Tüdelüt, das man hier in Hamburg abbaute, um es ebendort im neuen China wiederaufzubauen. Nur die Schwäne ließ man hier.

Lange ist es her, und die meisten Chinesen könnten sich nicht mehr vorstellen, hier zu leben. Einzig die Shaolin denken mit Wehmut an ihre Zeit in Hamburg zurück. Und oft ist ihre Sehnsucht so groß, dass ihr auch mit Kung-Fu nicht Herr zu werden ist. Denn Labskaus, Fischbrötchen und der Geruch der Elbe, das sind Dinge, die es im neuen China nicht mehr gibt. Und so mehren sich die Gerüchte, die Shaolin würden zurückkehren. Am 24.3. gastieren die Shaolin zunächst in Harburg, in der Friedrich-Ebert-Halle. Man mutmaßt, dass sie dort dann für immer bleiben ...