Exklusivberichte, Analysen, TV-Kritiken: Mit dieser Mischung hat es Meedia zum wichtigsten Anbieter der Online-Branche gebracht. Ein Hausbesuch.

Hamburg. Beim Hamburger Online-Mediendienst Meedia herrscht höchste Wachsamkeit. Klingelt es an der Tür, die zu den Redaktionsräumen am Schulterblatt führt, schlägt Cuno, eine elfjährige Mischung aus Boxer und Schäferhund, augenblicklich an. Das Tier beruhigt sich erst, wenn ihm sein Herrchen, Chefredakteur Georg Altrogge, bedeutet, dass alles in Ordnung ist.

Ein gewisses Maß an Wachsamkeit muss auch Altrogge bei seiner Arbeit an den Tag legen. "Unsere Nutzer erwarten, dass wir das Branchengeschehen komplett abbilden", sagt er. Da darf seiner Redaktion keine relevante Meldung entgehen. Hinzu kommen ein paar Exklusivberichte, einige - nach Möglichkeit pointierte - Analysen und Kommentare sowie umfangreiche Datenbanken. Mit dieser Mischung hat es Meedia zum Marktführer unter den Online-Mediendiensten geschafft: Das Portal kommt auf 320 000 Unique User und 1,55 Millionen Visits pro Monat. Keiner der Konkurrenten hat mehr.

Vor ein paar Monaten sind zum Meedia-Angebot noch Fernsehkritiken hinzugekommen. Im Vergleich zu seinen Wettbewerbern hat das Portal mittlerweile das umfangreichste und wohl auch das populärste Angebot. "Wir sind ein bisschen die ,Bild'-Zeitung unter den Mediendiensten", findet Altrogge.

Der Weg dorthin war beschwerlich. Mit den Online-Ablegern der Fachtitel "W & V", "Horizont" und "Kress" sowie den Internet-Portalen DWDL und turi2 war der Markt bereits voll besetzt, als Meedia Mitte 2008 ins Netz ging. Aber Meedia-Gründer Dirk Manthey, dem einst die mittlerweile an das Zeitschriftenhaus Burda verkaufte Verlagsgruppe Milchstraße ("Max", "TV Spielfilm") gehörte, konnte das nicht schrecken. Geschlagene zwei Jahre hatte er seine Mannschaft an dem Portal arbeiten lassen - ein ungewöhnlich langer Vorlauf für ein Internetprojekt. Ursprünglich wollte sich Manthey mit dem Journalisten Peter Turi und dessen Portal turi2 zusammentun. Doch die beiden zerstritten sich. 2007 stieß dann Altrogge zu Meedia, das damals noch Medien 2 hieß. Er hatte Manthey, der mittlerweile im kalifornischen Malibu lebt und nur noch selten in Hamburg ist, schon zu Zeiten der Verlagsgruppe Milchstraße als Chefredakteur des Computer-Lifestyle-Blattes "Tomorrow" gedient.

+++ Die Medienkolummne von Kai-Hinrich Renner +++

Von Anfang an wollte Manthey hoch hinaus. Auf die Frage, warum Meedia nicht orthografisch korrekt Media heißt, antwortete er: "Google schreibt sich ja auch mit zwei o." Er sprach vor dem Start davon, das Portal internationalisieren zu wollen, und prophezeite, es werde"sehr schnell" Geld verdienen.

So schnell ist es dann doch nicht gegangen: Laut Altrogge schrieb Meedia 2011 erstmals eine schwarze Null. Und auch eine Internationalisierung steht derzeit nicht auf der Tagesordnung. Die Mühen der Ebene könnte Meedia aber nun hinter sich gelassen haben: Für 2012 hofft der Chefredakteur, der selbst 15 Prozent der Anteile des Portals hält, auf einen Gewinn in Höhe eines sechsstelligen Euro-Betrags.

Dazu beitragen soll auch das gerade erst erschienene Meedia Jahrbuch, ein 360 Seiten dicker Wälzer im DIN-A4-Format. Die Idee dazu hatte natürlich Manthey. Er erinnerte sich, dass sein Mitte der 80er-Jahre in der Verlagsgruppe Milchstraße erschienener Mediendienst "Neue Medien" mit einem Jahrbuch, das damals stolze 99 Mark kostete, recht erfolgreich war. Ganz so teuer ist das Meedia-Buch nicht. Sein Preis liegt bei 24,80 Euro. Dafür bekommt der Leser Analysen, Reportagen, Interviews, einen großen Statistikteil und - in der eitlen Medienbranche unverzichtbar - auf gut 40 Seiten eine Liste der 100 wichtigsten Medienmacher 2012. Ursprünglich wollte Altrogge ein Ranking statt einer Liste. Aber es sei "schwierig, die unterschiedlichen Akteure aus Print, Online, Radio oder Fernsehen miteinander nachvollziehbar zu vergleichen". Vielleicht fällt ihm für die nächste Ausgabe ein Kniff ein. Das Jahrbuch soll künftig regelmäßig erscheinen.

Einstweilen jedoch, ist Altrogge froh, dass die Produktion der aktuellen Ausgabe, deren Erscheinen sich mehrfach verzögerte, hinter ihm liegt. Die nicht üppig besetzte Redaktion musste das Jahrbuch neben dem Tagesgeschäft stemmen. Altrogge spricht von fünf Autoren, die im Wesentlichen das Portal vollschreiben. Er selbst ist einer von ihnen. Bis auf eine Ausnahme handelt es sich bei seinen Mitarbeitern - wohl aus Kostengründen - um sogenannte feste Freie, also um Beschäftigte, die nicht angestellt sind. Immerhin gelang Altrogge 2011 ein kleiner Personalcoup, als der Berliner Korrespondent des Wettbewerbers Kress, Christian Meier, zu Meedia kam, wo er als stellvertretender Chefredakteur firmiert.

Während Altrogge all dies erzählt, kann sein Hund Cuno in Ermangelung weiterer störender Besucher ruhig schlafen. Wenigstens einer in der Meedia-Redaktion, der an diesem Vormittag fast nichts zu tun hat.