Hamburg. Als Kultursenatorin Barbara Kisseler gestern im Rathaus den ersten Hamburger Kreativwirtschaftsbericht vorstellte, benutzte sie ein kleines, aber wichtiges Wort: Er zeige ein "ziemlich" umfassendes Bild der vielen Branchen, die sich in den jeweiligen Teilmärkten tummeln. Doch dabei liegen Welten zwischen dem freischaffenden Webdesigner und der großen Werbeagentur, einer Stiftung und einer Filmproduktion. Und die vielen Klein- und Kleinstunternehmer mit entsprechend geringen Umsätzen, die das Fundament jeder Kreativszene bilden, wurden vom Statistik-Radar dieser Untersuchung gar nicht erst erfasst.

Der umfassendere Nachfolger des eher schlupflöchrigen Kulturwirtschaftsberichts aus dem Jahr 2006 betont stattdessen die dekorativen Spitzenwerte: Nirgendwo sonst in Deutschland (also auch nicht im Dauerkonkurrent Berlin) erwirtschaften Kreative so viel wie in Hamburg - 2008 waren es knapp 79 000 Beschäftigte, die für 10,6 Milliarden Euro sorgten, das sind 2,8 Prozent der hiesigen Wirtschaftsleistung. Der Image-Faktor, von dem die Stadt profitiert, dürfte dabei keine kleine Rolle spielen. Führend beim Umsatz seien der Presse- und der Werbemarkt, dahinter liegen die Bereiche Design und Software/Games.

Hamburg agiere aus einer "veritablen Position der Stärke", sagte Kisseler zu den Resultaten der Untersuchung. Der Abstand zu den anderen Städten habe sich allerdings verringert. Als lokale Schwächen angeführt werden mangelnde Wertschätzung, fehlende Finanzierungsformate und Probleme, in dieser Stadt geeignete und vor allem bezahlbare Immobilien zu finden. Diese Studie kommt wegen der Schwierigkeiten, die Daten zu ermitteln, mit einigen Monaten Verspätung, aber als Legitimationsschrift immer noch fast pünktlich zum zweiten Geburtstag der Hamburg Kreativ Gesellschaft, die zur Verbesserung der Rahmenbedingungen ins Leben gerufen wurde. Deren Chef Egbert Rühl sagte, man habe bislang etwa 9000 Quadratmeter für die Nutzung durch Kreativwirtschaft erschlossen. "Das ist sicher zu wenig."