Hamburg. Der kleine Saal der Laeiszhalle hat ja schon einiges erlebt, auch das eine oder andere Weltklasse-Ensemble. Aber ein so zart geflüstertes Pianissimo wie beim Belcea Quartet? Wo der Bogen nur wie ein Windhauch über die Saiten streicht? Wohl kaum.

Auch am vierten Abend ihres Beethoven-Zyklus gelang es den Belceas wieder, unerhörte Facetten des Komponisten zum Vorschein zu bringen. Seine beinahe kindliche Verletzlichkeit am Beginn des Adagio aus dem Quartett op. 18,1 etwa. Aber auch die kecke Spielfreude in den raschen Sätzen: Da scheint der spätere "Titan" Beethoven noch in Ballettschuhen umherzutrippeln.

Ganz anders das gewichtige Quartett op. 59,3, dessen Beginn sich schon an den Rand der Tonalität vortastet. Hier wirkte der langsame Satz wie ein düsteres Wiegenlied, grundiert von dunkel pochenden Cello-Pizzicati. Umso strahlender leuchtete das berühmte Finale - bekannt aus der früheren TV-Sendung "Das literarische Quartett": Es war wirklich unfassbar, in welchem Tempo die Belcea-Streicher dieses Bravourstück aus ihren Instrumenten bürsteten.

Und das war ja noch nicht alles. Den schwersten Brocken hatte sich das Ensemble für den Schluss aufgehoben: Beethovens op. 132 ist ein wahrer Quartettkoloss. Unter den Händen von Corina Belcea und ihren Kollegen bekam das Ungetüm jedoch sehr menschliche Züge. Gerade der letzte Satz klang nicht mehr apokalyptisch-schroff , sondern wie von heißer Leidenschaft durchglüht; der "Heilige Dankgesang" wurde zu einer Insel des Friedens. Mit vibratolosen, beinahe schmerzhaft sauberen Akkorden spürten die Interpreten den archaischen Gesten der Musik nach - und klangen dabei stellenweise fast wie ein Gambenconsort.

In diesem Mittelsatz zeige uns der Komponist seine Vision vom Paradies, sagte der Bratscher Krzysztof Chorzelski vor der Zugabe. Wohl wahr. Und die vier Streicher vom Belcea Quartet sind nicht weniger als Beethovens Himmelsboten.