“Die kleine Septime“ im Schauspielhaus ist großes Kindertheater

Hamburg. Darf ein Kind zwölf Salamipizzen für sich ganz allein bestellen? Mit dem Fahrrad auf die Autobahn? Das Haus anzünden? Ein Babysitter, der auf derlei aufsteigende Schrecklichkeiten stets ungerührt mit "Ja" antwortet, hat von seiner Aufgabe eher wenig Ahnung, wie sich in Gertrud Pigors "Die kleine Septime" zeigt. Am Sonntag hatte die sprühende, wunderbar pädagogikfreie Komödie für Kinder ab fünf Jahren Uraufführung im Rangfoyer des Schauspielhauses.

Schon mit dem Gucken kommt man kaum hinterher, so viele Blumen, Blattgoldbordüren, Lämpchen und Instrumententeile prangen an der Wand, die Katharina Philipp auf die Bühne gestellt hat und hinter der all das stattfindet, was die Kinder sich nur vorstellen sollen. Zum Beispiel das permanente Geübe von Septimes Eltern, Pardon: Septime Octavia Viola heißt das Kind mit allen Vornamen. Die Eltern sind nämlich, man ahnt es, Musiker von Beruf. Und machen entweder so ohrenbetäubenden Krach wie den, mit dem das Stück eröffnete - einem Wirbel von Kleiner Nachtmusik, Rhapsody in Blue, Türkischem Marsch und dergleichen -, oder sie sind überhaupt nicht da. Bahnbrechend die Verabschiedungsszene zwischen Septime und ihren Eltern. Von denen sind nur zwei Trompetenstützen zu sehen, die eine garniert mit Ohrgehänge, die andere mit Fliege.

Die jazzig-sprachnahen Trompetenmotive, die sie statt Worten an ihre Tochter richten (gespielt vom zunächst unsichtbaren Jan Fritsch), übersetzt Angelina Häntsch als Septime so flüssig wie genervt in diese typischen Elternsätze: "Ja, ich weiß, die Leute haben Eintritt bezahlt", seufzt sie etwa, und man ahnt nicht nur ihren Schmerz, sondern auch den der Eltern. Dabei wollte sie doch endlich mit den Eltern das Feenquartett legen. Und dann kommt ausgerechnet Babysitter Fee Lix, ach so, Felix (Jan Fritsch). Der hat zwar zu tun, wie er Septime mitteilt - aber so leicht lässt sich ein selbstbewusstes, Babysitter-erprobtes Mädchen wie Septime nicht abspeisen.

Bei Pigor ist nichts naheliegend oder betulich. Stets dreht sie ihre Dialoge noch weiter und hält so mühelos die Spannung. Tempo, Spielwitz und Fantasie: wenn das kein Theaterglück ist.

Nächste Vorstellungen: 20. und 21. März., 1. und 4. April. Karten unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de