Hamburg. Als Louis Armstrong in der Besserungsanstalt für Knaben in New Orleans vor ungefähr 100 Jahren seine ersten Blasversuche auf dem Kornett unternahm, war der Blues noch eine ziemlich junge Musik, und wie wohl alle Jazzmusiker aus dem Süden der USA hielt auch Armstrong den Blues zeitlebens in Ehren. Es wird ihm deshalb im Himmel gefallen haben, zu erfahren, dass der nach ihm benannte Gedächtnispreis des Vereins Swinging Hamburg e. V. in diesem Jahr nicht an einen Jazzmusiker geht, sondern an zwei lokale Helden des Blues: Jessy Martens und Jan Fischer.

Frau Martens, 24, ist gelernte Musicalsängerin, klingt aber schön rau und wie von Hochprozentigem geschmirgelt. Ihr leidenschaftlicher Gesang lässt an manche Große des Blues denken.

Jan Fischer ist Pianist, Keyboarder und Partner in crime bei Jessy Martens' letzter Unternehmung, dem Album "Brand New Ride". Gestern Abend bekamen die beiden, die regelmäßig unter anderem im Cotton Club musizieren, in ebendiesem traditionsreichen Kellerlokal vom Vorjahrespreisträger Gerd Spiekermann den Louis-Armstrong-Gedächtnispreis 2012 überreicht. Die Jury hebt in ihrer Begründung hervor, Jessy Martens und Jan Fischer verbänden "die Ursprünge des Blues auf bestechende Weise mit dem kraftvollen, städtischen Blues der 1920er-Jahre." Frühere Preisträger waren u. a. Joja Wendt, Ladi Geisler, Herb Geller, Chris Barber und der Cotton Club.