Samuel Weiss bringt mit Shakespeares “Ein Sommernachtstraum“ Charme und Können der Schauspielstudenten voll zur Geltung.

Hamburg. Stolperten in der Pollesch-Premiere gestandene Schauspieler manchmal wie Anfänger durch das Labyrinth von dessen endlosen Theorie-Tiraden (siehe oben), wirkten dagegen am Vorabend im Malersaal die Anfänger wie ausgekochte Profis. Samuel Weiss inszenierte mit dem dritten Jahrgang an der Theaterakademie Shakespeares "Ein Sommernachtstraum".

Es ist ein wahres Vergnügen, den angehenden Schauspielern bei ihren Verwandlungen zuzusehen. Denn sie spielen die vor Sehnsucht und Streit verrückten Paare, den schlafmützigen Elfen-Chor und die kunstbeflissenen Handwerksburschen. Im Spieleifer geraten da schon mal die angeklebten Schnurrbärtchen lustig ins Flattern.

"Liebe tut weh, Liebe erschreckt und verwundet", gibt Weiss mit dem Nazareth-Song "Love Hurts" die Losung aus für die drastisch und saftig ausgespielte Sommernachtssexkomödie. Bezaubert Puck (Julia Riedler) mit dem Zauberkraut Lysander (Ian McMillan) oder Demetrius (Julius Feldmeier) singen die Kerle mit zitternden Lenden los und röhren wie brünftiges Wild im Balzrausch.

Anfangs hocken die beiden wie coole Nerds brav mit ihren Mädchen vor dem Akropolis-Panorama. Bei fernen Geschützsalven zucken sie nur leicht zusammen und empfangen per Mobiltelefon Anweisungen. Doch dann werfen sich die Paare in Overalls (Kostüme: Hannah Petersen), zerlegen wie Bühnenarbeiter das spießige Wohnzimmer (Bühne: Ralph Zeger) und geben die Rüpelrotte. Die Bretter des Podiums unter dem Glühbirnen-Himmel bedeuten nun den Wald - und für die Jungkünstler natürlich auch die Welt.

Sie und Weiss spielen immer im Bewusstsein, dass sie Theater herstellen, und bedienen sich kräftig und wenig zimperlich aus dessen Zauberkiste. Trotz der Distanz entfesseln sie ein komödiantisches, auch ernst gemeintes Spiel über die Last und Lust der Liebe. Sie treiben dem Stück alle süßliche Romantik aus, bewahren ihm jedoch Momente von Poesie.

Katharina Lüttens Elfenkönigin zeigt alles andere als ein zartes Luftgeschöpf. Sie keift mit dem Gatten Oberon (Christoph Türkay) und nimmt den zum Esel verwandelten Zettel (Justus Ritter) zwischen ihren Schenkeln erbarmungslos ran. Auch Hermia (Rebecca Marie Mehne) und Helena (Anne Wiese) schenken sich im Kampf um ihre Liebsten nichts.

Nach Brechts "Baal" ist Samuel Weiss erneut in der Koproduktion zwischen Schauspielhaus und Theaterakademie eine fabelhafte Inszenierung geglückt. Sie reflektiert Situation und Lebensgefühl der Schauspielanfänger und bringt zugleich deren Charme und Können voll zur Geltung.

"Ein Sommernachtstraum" 29.3., 7., 8.4., 4. u. 5.5., jeweils 20.00, Malersaal im Schauspielhaus, Karten unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de