Die Philharmoniker Hamburg laden sich einen seltenen Solo-Gast ins Konzert und spielen eine “Pastorale“ frei von aller Behäbigkeit

Laeiszhalle. Wie viel Kraft man braucht, um auf der Bassposaune Töne hervorzubringen, die nicht zum Einsturz von Mauern gedacht sind, sondern zur Erbauung der Seele: Das wurde einem spätestens beim Hören der Zugabe gestern Vormittag in der Laeiszhalle bewusst. Da spielte Stefan Schulz, Soloposaunist der Berliner Philharmoniker und erstmals Gast des Philharmonischen Staatsorchesters, zu reduzierter Klavierbegleitung einen liedhaften Satz mit schönstem Piano zu Beginn und am Ende; den Tönen war dabei keinerlei Anstrengung anzumerken, wohl aber dem Atemgeräusch des Solisten.

Dass sich auf seinem Instrument, das melodisch bis in Tubatiefen hinabtauchen kann, allerlei Klänge fabrizieren lassen, die man im Sinfoniekonzert so exponiert fast nie hört, bewies Schulz zuvor mit "subZERO", einer Komposition des in New York lebenden Schweizers Daniel Schnyder. Der setzt Jazz, Neue Musik und Außereuropäisches in immer wieder neuen Legierungen zueinander in Beziehung. Die Philharmoniker, die sich zuvor mit Leonard Bernsteins stellenweise recht derbem Stil-Mix "Divertimento für Orchester" schon in Richtung Jazz und Blues eingegroovt hatten, hielten sich bei Schnyders um einiges komplexer angelegter Musik sehr wacker. Auch wenn sie es an präziser Lässigkeit im Rhythmischen und in der Phrasierung mit echten Jazzmusikern nicht aufnehmen können: Schön, dass unser Staatsorchester so etwas überhaupt probiert.

Sehr bemerkenswert geriet die Darbietung der Sinfonie Nr. 6 von Beethoven nach der Pause, der "Pastorale". Sie bietet ja nur den Holzbläsern einige schöne Solostellen; zum (überwiegend) stillen Funkelwerk für Orchester wird sie deshalb nur dann, wenn alle auf dem schmalen Grat zwischen engagiert und filigran musizieren und wissen, dass es auf die Qualität jeder einzelnen Stimme ankommt, auch wenn man die kaum raushört. Der bisweilen sehr ausladend tänzerisch agierende Gastdirigent Sebastian Weigle hielt diese Balance lebendig. Er ermutigte einen schlanken, wachen Klang in allen Instrumentengruppen, und jeder gab dem Kollektiv sein Bestes. Das Ländlich-Gemütliche blieb draußen, programmmusikalische Einfalt hatte keine Chance. Das Konzert wird heute wiederholt.

7. Philharmonisches Konzert , heute, 20.00 Laeiszhalle (U Gänsemarkt) Tickets zu 9,- bis 44,- unter T. 35 68 68