Der “Polizeiruf 110“ aus Halle ist eine betuliche Angelegenheit

Hamburg. Am Ende dieser mitunter zähen "Polizeiruf"-Folge aus Halle gibt es eine charmante Anspielung auf das Alter der dortigen Ermittler. Da vergleicht Hauptkommissar Herbert Schneider, gespielt vom 69 Jahre alten Wolfgang Winkler, seinen Kollegen Herbert Schütte, der vom 66 Jahre alten Jaecki Schwarz verkörpert wird, mit einer Legende vergangener Zeiten. Bei einem Einsatz sei Schütte gerannt "wie Emil Zátopek". Emil wer? Man muss schon Leichtathletikexperte oder so alt wie die Hallenser Kommissare sein, um zu wissen, dass der tschechische Wunderläufer Zátopek von Ende der 40er- bis Mitte der 50er-Jahre auf der Langstrecke nahezu unschlagbar war.

Die Herren Schütte und Schneider, die im wirklichen Leben längst pensioniert wären, sind TV-Kommissare der anderen Art. Wenn etwa Schütte mit knautschigem Freizeithut und farbloser Allwetterjacke sich unter einem Vorwand von einer Tatverdächtigen in die Kunst der Falknerei einführen lässt, ist er die Karikatur eines verdeckten Ermittlers. Die Hallenser Kommissare mögen es eben bedächtig. Zu bedächtig nach Ansicht des MDR, der sie im Frühjahr 2013 in Rente schicken wird.

Angesichts der Folge "Raubvögel" ist das nicht zu bedauern: Der Pilot André Wanka (Jean-Marc Birkolz) wird tot in einem Industriegebiet gefunden. Als Täter kommen fünf Personen infrage - Wankas von ihm getrennt lebende Frau Maria (Esther Zimmering), seine Lebensgefährtin, die Falknerin Jenny Münzer (Henny Reents), deren Bruder Dominik (Matthias Ziesing), der rabiate Umweltschützer Knut Köhler (Kai Scheve) und der undurchsichtige Spediteur Ulf Adamski (Eckhard Preuß), mit dem der Pilot irgendwelche illegalen Geschäfte laufen hatte. Das alles erfährt der Zuschauer ziemlich früh.

Doch dann geschieht erst einmal lange Zeit kaum etwas. Das Tempo der Handlung passt sich dem etwas betulichen Ermittlungsstil der beiden Kommissare an, den auch deren erheblich jüngere Kollegin Nora Lindner (Isabell Gerschke) - sie könnte die Tochter der beiden sein und gehört seit 2010 zum Ermittlerteam - nicht zu beschleunigen vermag. Erst zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse. Zum Schluss gibt es, immerhin, dann noch einen furiosen Showdown.

Mit "Raubvögel" liefern Regisseurin Esther Wenger und Drehbuchautor Andreas Pflüger solide Krimi-Routine ab. Mehr nicht. Als Plädoyer für eine Fortsetzung des Hallenser "Polizeirufs" ist diese Folge eher untauglich.

"Polizeiruf 110: Raubvögel" Sonntag 20.15, ARD