Das Drama “Kaddisch für einen Freund“ von Leo Khasin verlagert den Nahost-Konflikt nach Berlin – mit einigen Klischees und Stereotypen.

Manchmal kann es durchaus vorkommen, dass sich die Krisenherde dieser Welt, etwa im Nahen Osten, auch in Deutschland, in einer Stadt wie Berlin, spiegeln. Ali Messalam (Neil Belakhdar), 14-jähriger Sohn libanesischer Flüchtlinge, wurde von klein auf eingeimpft, Juden zu hassen. Die Mutprobe, mit seinen arabischen Kumpeln in Kreuzberg in die Wohnung des jüdisch-russischen Nachbarn Alexander (Ryszard Ronczewski) einzubrechen, fällt ihm darum nicht schwer. Sinnlos verwüsten die Burschen die Wohnung des alten Mannes und schmieren Hassparolen an die Wände. Dummerweise erkennt Alexander Ali wieder - bei einer Anzeige würde der Familie die Abschiebung drohen. Da hilft nur eins: Ali muss sich bei dem renitenten Alten nicht nur entschuldigen, sondern ihm auch bei der Renovierung der Wohnung helfen.

Zwei in allen Belangen höchst unterschiedliche Männer, die sich trotz Misstrauen und Vorurteilen zusammenraufen müssen - das ist die reizvolle Ausgangssituation, mit der Regisseur Leo Khasin nicht nur eine politische Zwickmühle im Kleinen, sondern auch einen Generationenkonflikt aufdröselt. Authentisch rückt er seinen Figuren mit der Handkamera auf die Pelle und berichtet vom schwierigen Miteinander von Juden und Arabern. Leider haben sich einige Klischees und Stereotypen in den Film eingeschlichen. So sind die arabischen Jugendlichen stets gewaltbereit, die Sozialarbeiter, die Alexanders Wohnung inspizieren, viel zu unsensibel und arrogant. Da ist Khasin leider deutlich über das Ziel hinausgeschossen.

Bewertung:annehmbar

"Kaddisch für einen Freund" D 2011, 93 Min., ab 12 J., R: Leo Khasin, D: Ryszard Ronczewski, Neil Belakhdar, Neil Mail Abdullah, täglich im 3001, www.kaddischfüreinenfreund-derfilm.de