Carl Theodor Dreyers Klassiker “Die Passion der Jungfrau von Orléans“ auf zwei DVDs

"Nichts auf der Welt ist mit dem menschlichen Antlitz vergleichbar" hat Regisseur Carl Theodor Dreyer (1889-1968) immer wieder erklärt. Es sei wie eine Landschaft, die man nie müde werde zu erkunden. Eine Landschaft, die ihre eigene Schönheit habe, ob zerfurcht oder zart. Wie sehr der Däne, übrigens ein großes Vorbild von Lars von Trier, Gesichter schätzte, zeigt eines seiner wichtigsten Werke: das Stummfilmdrama "Die Passion der Jungfrau von Orléans" aus dem Jahre 1928, das jetzt auf DVD vorliegt.

Lange konnte dieses auf den historischen Prozessakten basierende Meisterstück nur in verstümmelter Form gesehen werden, weil Teile des Originals zwei Bränden zum Opfer gefallen waren. Erst 1981 tauchte eine gut erhaltene dänische Version auf, die restauriert wurde. Zwar ist die der deutschen DVD-Fassung unterlegte Klavierbegleitung recht redundant, das schmälert aber nicht die visuelle Wucht dieses Klassikers, der in eine Reihe mit "Metropolis", "Nosferatu" oder "Tabu" gehört.

Dreyer setzt auf extreme Kameraperspektiven, etwa um Machtverhältnisse deutlich zu machen und geht immer wieder so dicht an die ungeschminkten Gesichter heran, dass diese den ganzen Bildschirm füllen. Vor allem Hauptdarstellerin Maria Falconetti, eigentlich Theaterschaupielerin, die danach keinen Film mehr drehte, fesselt mit ihrem mal angstvollen, mal selig-entrückten Blick. Wie sie mit gläubiger Naivität gegen den klerikalen Männerbund opponiert, der ihre Vernichtung längst beschlossen hat, ist herzergreifend. Ebenfalls unbedingt sehenswert: das Bonusmaterial auf der zweiten DVD, jeweils eine Dokumentation über Carl Theodor Dreyer und sein Oeuvre sowie über die historische Figur der Jeanne d'Arc.

"Die Passion der Jungfrau von Orléans" 97 Minuten + Bonus-Disc, ab 12 Jahren