Mit der Bühnenfassung des Kinofilms “Polizeirevier Davidswache“ feiert das Imperial Theater seinen neunten Geburtstag als Krimitheater.

Imperial-Theater. Eine Prise Nostalgie zieht immer. Das weiß auch Frank Thannhäuser. Der Gründer und Intendant des Imperial-Theaters versetzte sich, das Bühnenbild, die Handlung und die Zuschauer in den vergangenen Jahren mit Vorliebe und originellen Einfällen ins Großbritannien der 1920er und 1930er. Ob in Abteien, Schlössern oder abgelegenen kleinen Hotels - ob beim "Schwarzen Abt", "Grünen Bogenschützen" oder zuletzt bei "Der unheimliche Mönch": Dort spukte es, dort ertönten spitze Schreie, dort gab es Tote.

Dank seiner Bühnenadaptionen der in den 60ern gedrehten Edgar-Wallace-Filme mauserten sich Thannhäuser und seine nur vier festen Mitarbeiter zu einem von bundesweit drei Krimitheatern. Doch warum mit einem Augenzwinkern immer ins Angelsächsische schweifen, wenn das Spannende doch so nah liegt? So ließ sich Thannhäuser nach zuvor neun Wallace-Übersetzungen zum neunten Geburtstag seines Hauses als Krimi-Refugium von einer echten Hamburgensie inspirieren: Jürgen Rolands "Polizeirevier Davidswache" (mit s!).

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"In 50 Prozent aller Stücke kommen die Schauspieler rein und gehen wieder raus", sagt Thannhäuser. Warum nicht mal in eine Polizeiwache?

"Der Film war für mich nur ein Impuls, wir werden ihn nicht eins zu eins abbilden", erläutert der Intendant in einer Probenpause im kleinen Büro. Das teilt er sich mit Geschäftsleiter Florian Lienkamp und einer Mitarbeiterin. Wochenlang haben Thannhäuser, der außer für die Regie wie fast immer auch für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnet, und die Bauten-Beauftragten Alexander Beutel und Martin Purvis in der Kulisse gehämmert und gesägt.

Während Jürgen Rolands halbdokumentarischer Film von 1964 - wie die Wallace-Klassiker in Schwarz-Weiß gedreht - vor allem den Alltag zweier Polizisten auf der Davidwache innerhalb von 48 Stunden zeigte, will Thannhäuser den Plot etwas bunter gestalten. Die Handlung spielt jedoch weiterhin in den 60er-Jahren. "Nutten mit Turmfrisuren sehen einfach besser aus als die von heute in Skianzügen", bemerkt Thannhäuser flapsig. Und St. Pauli war vor fast 50 Jahren eben noch nicht ganz so gefährlich wie in den folgenden Jahrzehnten.

Der Kiez ist jetzt Trumpf im früheren Premieren- und Pornokino, das Thannhäuser seit 1994 zunächst als Musicaltheater betrieben hatte. Das Stück "Polizeirevier Davidwache" sei auch eine Hommage an den Standort, sagt der gebürtige Kasseler. Für die neue Produktion hat das Imperial-Theater eine Simultanbühne mit sechs Schauplätzen gezimmert, etwa mit Davidwache und Straßenstrich.

Jedoch soll die Inszenierung auch Einblicke ins Leben von Margot (Verena Peters) gewähren, der Verlobten des Verbrechers Bruno Kamp. Der von Sönke Städtler (bekannt als Mr. Goodman aus "Der unheimliche Mönch") gespielte Gangsterboss sinnt nach einem Zuchthausaufenthalt auf Rache. Und vor allem "Udl" Werner Glanz (Janis Zaurins) lebt noch gefährlicher als sonst, was ein bisschen Raum für die Liebe - nicht nur die käufliche - keineswegs ausschließt. Zaurins mache sogar John Cleese Konkurrenz, verglich Thannhäuser seinen Hauptdarsteller im Vorjahr mal übermütig mit dem englischen Ex-Monty-Python-Mitglied.

Drei Millionen Zuschauer hatte Jürgen Rolands Kinofilm Mitte der 60er-Jahre. "Die sollen gern kommen", scherzt Thannhäuser. Mit den beiden vorherigen Stücken, Agatha Christies "Die Mausefalle" und dem "Unheimlichen Mönch", erspielte sich das Imperial-Theater jeweils eine Auslastung von mehr als 90 Prozent. Da kann sich das Hamburger Krimitheater mit dem "Polizeirevier Davidwache" auch mal eine Reminiszenz an Hamburg leisten. Vom Ohnsorg-Theater haben sich Thannhäuser und Co. dafür blaue Polizeiuniformen und weiße Mützen geliehen.

Intendant Thannhäuser und Geschäftsleiter Lienkamp können es daher auch verschmerzen, dass eine angedachte zusätzliche Attraktion weder auf der Bühne noch vor dem Theater steht: Der einzige noch vorhandene VW Käfer der Hamburger Polizei ist derzeit zur Reparatur. Das wäre dann auch fast ein bisschen viel der Nostalgie.

"Polizeirevier Davidwache" Premiere Do 15.3., 20.00, 16./17.3, dann jew. Mi-Sa, Imperial-Theater (U St. Pauli), Reeperbahn 5, Karten zu 15,- bis 30,- unter T. 31 31 14: www.imperial-theater.de

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