Die famose Londoner Band The Duke Spirit spielt heute Abend im Molotow. Anschließend gibts im Dirty Dancing Club die Caviare Days.

Molotow. "Ich will dich bis in den Schlaf verfolgen, ja, das will ich versuchen", singt Liela Moss, Frontfrau der Londoner Band The Duke Spirit, im Song "Villain". Oh, und wie willkommen sie im Schlaf wäre, denn die Ode an verliebte und einsame Bösewichte ist nur einer von vielen großartigen Songs des im vergangenen September veröffentlichten dritten Albums "Bruiser".

Im Video zu "Villain" sitzt Liela Moss am Klavier, sucht ihre Akkorde und beginnt mit rauchzarter Stimme. Streicht sich durch das lange blonde Haar. Lacht und steigt mit der Band in ein laszives, von Surfgitarren begleitetes Rockdrama ein. Hier ist schon alles drin, was das britische Alternative-Quartett ausmacht. Intensive persönliche Texte, die ungeschliffene Eleganz der Natürlichkeit und geballte Kraft - sowohl in verträumten Schwebezuständen wie "Northbound" oder in klassischen Laut-leise-Dynamik-Rockern wie "Cherry Tree". Dazu kommt ein psychedelisches Element, wenn die Gitarre schnelle farbige Akzente setzt, wie in den Werken der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama, die von der Band sehr verehrt wird und mit der "Kusama EP" (2010) bedacht wurde.

Seit Moss und Gitarrist Luke Ford sich beim Kunststudium in Cheltenham trafen und 2003 ihre Band gründeten, hat The Duke Spirit die Alben "Cuts Across The Land", "Neptune" (2008) und besagtes "Bruiser" veröffentlicht. Sie tourten durch die Schrottkeller und Schlammlöcher der Welt oder eröffneten für Yeah Yeah Yeahs, Queens Of The Stone Age, Eagles Of Death Metal oder Supergrass die Abende - Bands, die perfekt zu The Duke Spirit passten.

Die Kritiken waren hervorragend, man sah schon "die nächste Blondie", und in den USA wurden sie zu jeder relevanten Late-Show - Leno, O'Brien, Letterman - eingeladen. Modedesigner Alexander McQueen verewigte Liela Moss sogar auf einem T-Shirt. Genutzt hat es alles nichts. Platz 40 in den UK-Charts für "Cuts Across The Land" war bislang das höchste der Gefühle, und so bleibt The Duke Spirit eine der wirklich sträflich unterschätzten britischen Rockbands.

Sehen wir also heute Abend im Molotow zu, wie sich Moss durch das Haar streicht, und versucht, uns bis in den Schlaf zu verfolgen. Mit Liedern, die einfach "Sweet Bitter Sweet" sind. So bitter wie die Erkenntnis, dass diese Band wie schon im Juni 2008 noch im kleinen Molotow - 2005 traten sie in der seligen Tanzhalle St. Pauli auf - spielen muss. So süß wie die Tatsache, dass es der beste Rockklub der Stadt ist und daher genau richtig.

Und nach dem Konzert von The Duke Spirit ist noch lange nicht Schluss im Molotow. Schließlich feiert der Dirty Dancing Club noch seinen fünften Geburtstag. Der "extraordinäre Rock Beat Punk Dance Club" sorgt in schöner Regelmäßigkeit für ausgesuchte Indie-Sounds. Nicht zu nerdig, nicht zu ausgelutscht. Auch gehört es beim Dirty Dancing Club zum guten Ton, zwischendurch die Plattennadel oder den CD-Laser ruhen zu lassen für besondere Live-Gäste.

Jene kommen heute aus Schweden und heißen Caviare Days. Im Mittelpunkt stehen dabei die Schwestern Lina und Maja Westin, die einen charmanten Ansatz verfolgen: Eigentlich wäre ihr Pop eine Antwort auf ihre Landesschwestern Johanna und Klara Söderbaum von First Aid Kit, die kürzlich im Indra spielten: Mit dem Geist von San Francisco wandeln auch Caviare Days auf den Spuren der Hippie-Bewegung, folgen The Mamas & The Papas und Jefferson Airplane - hallender Gesang und Psychedelic-Einflüsse inklusive. Lina und Maja verfeinern das Ganze aber noch mit klassischer Kammermusik, denn ohne Geige kommen sie live nicht aus, was die Melancholie ihrer Songs noch verstärkt.

Zu den Caviare Days auf die Bühne stößt übrigens auch Mats Björke, seines Zeichens seit 2004 Keyboarder der Schwedenrocker Mando Diao. Und er gesellt sich nicht nur zu Lina und Maja, sondern auch zu Mike Fast und El D. am DJ-Pult. Ein bewährter Geheimtipp, Newcomer und ein Rockstar. Eine wirklich gute Nacht!

The Duke Spirit, [pi !] heute 19.30, Eintritt 20,-; Dirty Dancing Club - Caviare Days heute 23.00, Eintritt 4,-; Molotow (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5; www.molotowclub.com