Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht steht erstmals auf einer Hamburger Bühne - mit einem Heinz-Erhardt-Programm

Tivoli. Sich aufzuregen bringt doch nichts, oder? Warum herumschreien? Beim Bierchen am Sofatisch in der Bar des Schmidt begegnet einem der kleine Mann mit Goldrandbrille freundlich lächelnd und entspannt. So wie man ihn aus der ZDF-"heute-show" kennt, bevor sich Hans-Joachim Heist hinterm Pult flugs in eine Furie verwandelt. Als Kommentator Gernot Hassknecht ist er in der Polit-Comedy-Sendung sprichwörtlich der Brüller.

Ob er sich zum Thema Bundespräsidentensuche darüber aufregt, dass die "Berliner Arschkrampen" das Volk für blöd halten und sich über den "Verpisser" (Köhler) und den "Absahner" (Wulff) echauffiert oder die Frage beantwortet "Wurde Brüderle falsch zitiert?"- wenn Heist alias Hassknecht am Freitag ab 22.30 Uhr nicht dabei ist, fehlt der Sendung etwas: ihr heimlicher Star. Jeweils gut eineinhalb Minuten Kommentatoren-Parodie haben dem Schauspieler aus dem südhessischen Pfungstadt im Alter von 62 Jahren eine unverhoffte Popularität beschert.

"Ich bin froh, wenn mich die Leute ansprechen. Und keiner erwartet, dass ich sie anschreie", erzählt der zweifache Familienvater, der 1985 in der ZDF-Serie "Diese Drombuschs" ins Fernsehgeschäft einstieg. Als Polizeiobermeister Fritz Zatopek hatte er von 2003 bis 2005 in der Vorabendserie "SOKO Köln" seinen bisher längsten TV-Einsatz. Seit Ende 2009 gehört er zum Ensemble der mehrfach ausgezeichneten "heute-show". Ein Theater- und Bühnenmensch ist der Komik-Handwerker trotz seiner TV-Popularität geblieben.

Bereits 1999 hatte er für seine Rolle als James in "Dinner For One" den Fachmedienpreis in der Sparte Comedy erhalten, seit Jahren tourt er mit Soloprogrammen wie "Allein in der Sauna" und "Der Kontrabass". "In den letzten 20 Jahren bin zum Einzelkämpfer geworden", offenbart Heist. Das überrascht. Ebenso überraschend mutiert er in der Bar kurz zu Heinz Erhardt. Er dreht sich um, tauscht seine Goldrand- gegen eine Hornbrille - und der Betrachter glaubt, der deutsche Comedy-Star der 50er und 60er stünde vor einem. Heinz Erhardt war Heists Jugendidol "Ich parodiere ihn nicht, ich spiele ihn", betont er. Der Respekt ist spürbar und heute im Schmidts Tivoli erlebbar, wenn Heist mit dem Programm "Noch 'n Gedicht" in Hamburg debütiert.

Ab Herbst plant Heist, auch mit seiner populärsten Figur zu touren, "Hassknecht live" sozusagen. "Als Hassknecht werde ich aber nicht zwei Stunden auf der Bühne herumbrüllen", beruhigt Heist. Schade, aber voraussichtlich Anfang 2013 auch im Tivoli zu erleben. Und noch 'n Aufreger, bitte!

"Noch' n Gedicht" heute 20.00, Schmidts Tivoli (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 27/28, Restkarten ab 18,50 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de