Das Schleswig-Holstein Musik Festival widmet sich in diesem Jahr Künstlern aus China. Es findet vom 7. Juli bis zum 25. August an 48 Orten statt.

Hamburg. Dass Chinesen im Westen nicht nur dann musikalisch Aufsehen erregen, wenn sie zu dritt mit dem Kontrabass unterwegs sind, hat sich spätestens seit dem Aufscheinen der pianistischen Lichtgestalt Lang Lang herumgesprochen. Sonst weiß man bei uns über die Musik des sogenannten Reichs der Mitte nicht viel - außer dass sie in Peking eine enervierend klingende, aber reichlich Schaufutter bietende Spielart der Oper erfunden haben. Und dass alles, was uns (und den gebildeten Chinesen) an westlicher Musik heilig war, während der Kulturrevolution mit Maos hartem Besen aus Schulen, Konzertsälen und dem öffentlichen Leben überhaupt hinweggefegt wurde.

Das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) erklärt China nun vom 7. Juli bis zum 25. August im Rahmen seiner alljährlichen Länderschwerpunkte zum Nabel der Musikwelt: "Im Jahr des Drachen" lautet das Motto der 27. Ausgabe des Musikfests, des vorletzten unter der Regie seines seit 14 Jahren amtierenden Intendanten Rolf Beck. Gestern stellte er in Kiel das Programm vor.

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Natürlich kommt Lang Lang, natürlich kommt die fabelhafte Yuja Wang, dem charismatischen Tastenmeister künstlerisch voraus und an Ruhm schon dicht auf den Fersen. Auch eine komplette Produktion der China National Peking Opera Company wird importiert, die Kulissen reisen per Schiff nach Hamburg, wo das SHMF diesmal an 15 Konzertorten seinen "Spielraum Hamburg" öffnet. Drei chinesische Orchester haben sich angesagt, wobei eines auf traditionellen chinesischen Instrumenten konzertiert. Wie seit einigen Jahren gewohnt, zeigt das Festival auch Facetten von Folk, Jazz und Pop des jeweiligen Gastlandes. Die Sängerin Dadawa stellt ihr Projekt "Hear The World" vor, Urna Chahar-Tugchi lässt ihre schöne Stimme mit Liedern aus der Inneren Mongolei erklingen, und Nils Landgren macht das Publikum mit begabtem Jazznachwuchs aus Shanghai vertraut, wo er als Jazzpädagoge wirkt.

Der bedeutendste chinesische Komponist lebt schon seit vielen Jahren in New York: Tan Dun. Seinem Rang entsprechend nimmt er auch beim SHMF eine Sonderstellung ein und kommt in einer Doppelrolle als Dirigent und Schöpfer einer ebenso originären wie originellen Musik. Nach seiner "Martial Arts Trilogy" mit Musik zu Filmen wie "Crouching Tiger, Hidden Dragon" führt Tan Dun mit dem Trommel-Star Martin Grubinger ein Schlagzeug-Konzert auf, das er für ihn komponiert hat. Und wo er schon mal da ist, nimmt er auch den Bach-Preis der Stadt Hamburg in Empfang, der ihm 2011 zugesprochen wurde.

Dem Festival kommt der Umstand, dass in Deutschland 2012 das Chinesische Kulturjahr gefeiert wird, ebenso zupass wie die "China Time" in Hamburg, die am 9. August mit einem SHMF-Konzert eröffnet.