Hamburg. Was passiert, wenn Weltfrauentag und der Zapfenstreich für den Bundespräsidenten auf ein- und dasselbe Datum fallen? Nun, seit heute wissen wir es: Dann schafft die "Bild"-Zeitung das Mädchen von der ersten Seite ab. Damit schafft das Boulevardblatt, das wie das Abendblatt im Verlag Axel Springer erscheint, eine redaktionelle Institution ab: Seit 28 Jahren hatte die Nackte des Tages regelmäßig einen festen Platz auf der Titelseite.

Überrascht hat diese Entscheidung auch die Frauen in der Redaktion - sie waren nicht eingebunden, da die Ausgabe zum Weltfrauentag allein von den männlichen Kollegen betreut wurde. "Die wollten eigentlich eine richtige Macho-Ausgabe hinlegen, so war der Plan. Doch dann haben sie sich spontan umentschieden", sagt Marion Horn, stellvertretende Chefredakteurin der "Bild"-Zeitung.

Der spontane Entschluss hat allerdings eine Vorgeschichte: Seit mehreren Monaten gebe es bereits interne Diskussionen über die Notwendigkeit der "Mieze", wie das Format redaktionsintern heißt. "Zum einen hat sich unser Frauen-Leserbeirat dagegen ausgesprochen, zum anderen mehrten sich auch die kritischen Stimmen vieler Kollegen und Kolleginnen", sagt Horn. Da es zum Selbstverständnis der "Bild"-Zeitung gehöre, sich ständig neu zu erfinden, habe man den günstigen Zeitpunkt genutzt. "Das Format war vielleicht mal avantgardistisch, aber heute scheint es doch vielen überholt."

Ganz verzichten wird die "Bild" auf nackte Tatsachen in Zukunft natürlich nicht - nur von der ersten Seite sollen sie verschwinden. Da darf man gespannt sein, was den Herren von der "Bild" zum nächsten Weltfrauentag so einfällt.