Martina Taubenberger erklärte ein Bläsertrio und blieb erstaunlich gelassen

Hamburg. Fünf Jahre lang hat der Dramaturg und Musikvermittler Markus Fein die Reihe "2 x hören" geprägt. Er eröffnete dem Publikum neue Perspektiven auf unbekannte Werke - die einem beim zweiten Hören schon viel bekannter vorkamen. Ein starkes Konzept. Seine Handschrift machte das Konzertformat zum Exportartikel: Mittlerweile ist "2 x hören" auch am Konzerthaus Berlin und in der Philharmonie Luxemburg zu erleben.

Ein gewichtiges Erbe also, das die Kulturmanagerin Martina Taubenberger da antritt. Doch bei ihrem Debüt im Körber-Forum wirkte sie erstaunlich gelassen, eloquent moderierte sie den Abend, der sich diesmal dem Bläsertrio "Drei Hirten" von Rodion Schtschedrin widmete. Brillant, wie sie den Lebenslauf des 79-jährigen Komponisten als russische Bilderbuchbiografie beschrieb. Schön auch die Diashow zu seiner Jugendzeit am Fluss Oka, in dessen idyllische Umgebung sich Schtschedrin in seinem Trio zurückträumt.

Gemeinsam mit den Musikern vom Ensemble Zeitsprung entführte sie die Hörer in Schtschedrins Klangwelt und skizzierte die Story des Stücks: Es schildert tatsächlich die Begegnung dreier Hirten. Sie begrüßen sich aus der Ferne, sie beschnattern ihr Wiedersehen mit freudigen Tonkaskaden, verheddern sich dann in hitzigen Wortgefechten, gehen aber am Ende friedlich auseinander. Das alles präsentierten Taubenberger und ihre Gäste anschaulich und kurzweilig. Allerdings hätte man sich dort, wo sie Details der Partitur herauspickten, das ein oder andere Notenbeispiel gewünscht. Außerdem fehlte eine kritische Einordnung. Was treibt einen russischen Komponisten dazu, 1988 - als die Sowjetunion unter einem dramatischen Umbruch erzittert - eine kreuzbrave Pastoralszene zu schreiben? Diese Frage berührte der Abend leider gar nicht.